Gemeinsame Erklärung

Psychotherapeuten-Verbände: Keine Senkung der Strafmündigkeit bei Jugendlichen

Mehrere kinder- und jugendpsychiatrische und -psychotherapeutische Verbände werfen dem CDU-Politiker Linnemann Populismus vor. Hintergrund ist dessen Forderung, das Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre zu senken.

Veröffentlicht:

Berlin. Mit harscher Kritik haben die kinder- und jugendpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Verbände BAG KJPP und BKJPP und die Fachgesellschaft DGKJP auf Forderungen von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann reagiert, das Strafmündigkeitsalter von Jugendlichen zu senken. Der CDU-Politiker hatte sich für die Herabsetzung der Grenze von 14 auf 12 Jahre ausgesprochen.

Hintergrund war ein Vorfall am 31. Januar in Stuttgart, bei dem ein 13-Jähriger einen 12-Jährigen nach einem Streit vor eine einfahrende Stadtbahn gestoßen haben soll – der Junge wurde dabei tödlich verletzt.

Die Verbände kritisieren in einer gemeinsamen Erklärung die Forderung Linnemanns als „erschreckende Entwicklung hin zu einem Populismus – auf dem Rücken von Minderjährigen“. Der CDU-Politiker hatte dabei auf eine entsprechende Senkung der Strafmündigkeitsgrenze in der Schweiz verwiesen. Dies bezeichneten die Verbände als „Fake news“.

Abschreckung durch Senkung der Strafmündigkeitsgrenze nicht belegt

Man hoffe, dass die CDU/CSU sich wieder darauf besinne, „im Dialog mit entsprechender Expertise Schlussfolgerungen zu ziehen“, hieß es. Mit Blick auf die Delinquenz bei Minderjährigen erklären die Verbände, Gewalttaten bei Minderjährigen seien meist impulsive Taten, „bei denen die Fähigkeit, das Unrecht der Tat zu sehen und die Folgen des Handelns abzuschätzen und das eigene Handeln entsprechend zu steuern, entwicklungsbedingt nicht mit Erwachsenen vergleichbar ist“. Zudem sei eine abschreckende Wirkung durch eine Altersabsenkung der Strafmündigkeit „weder belegt noch wahrscheinlich“.

Weiterhin stoßen sich die Verbände an dem „oberflächlichen Vergleich“ mit der Schweiz. Stattdessen wäre es geboten gewesen, das gesamte System des Jugendstrafrechts zu berücksichtigen. Denn die Kinder- und Jugendhilfe im Nachbarland sei mit ungleich höheren finanziellen Mitteln ausgestattet als in Deutschland.

Zudem sei Haft im Falle schwerer Delikte in der Schweiz erst ab einem Alter von 15 Jahren möglich – in Deutschland liege die Untergrenze bei 14 Jahren, heißt es in der Erklärung. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Jahrespressekonferenz des Bundessozialgerichts

BSG-Präsidentin Fuchsloch: Krankenhausreform wichtig und überfällig

Kontroverse Anhörung im Rechtsausschuss

Reform des Schwangerschaftsabbruchs scheitert

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Winterblues oder Depression?

© Roman_Kozhevnikov | iStock (Symbolbild mit Modell)

Dunkle Jahreszeit

Winterblues oder Depression?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depressionen im Alter – macht Einsamkeit depressiv?

© simpson33 | iStock | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodell)

Einsamkeitsbarometers 2024

Depressionen im Alter – macht Einsamkeit depressiv?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

© Bayer Vital GmbH

Die Springer Medizin App

Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Schübe und Krankheitsprogression kontrollieren – unter Erhalt der Immunkompetenz

© Hank Grebe / stock.adobe.com

Schubförmige Multiple Sklerose in ZNS und Peripherie behandeln

Schübe und Krankheitsprogression kontrollieren – unter Erhalt der Immunkompetenz

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Merck Healthcare Germany GmbH, Weiterstadt
Abb. 1: Prozentualer Anteil der Patientinnen und Patienten pro Gruppe mit den genannten Symptomen zum Zeitpunkt der Visite 1 (Erstvorstellung) und Visite 2 (24–72h nach Erstvorstellung).

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [13]

Akute Otitis media – Behandlungsoptionen in der Praxis

Leitlinienbasierte Therapie für schnelle Symptomverbesserung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG, Rheda-Wiedenbrück
Neue Daten untermauern günstiges Sicherheitsprofil von Ofatumumab

© Frantisek / Generated with AI / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose (RMS)

Neue Daten untermauern günstiges Sicherheitsprofil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kontroverse Anhörung im Rechtsausschuss

Reform des Schwangerschaftsabbruchs scheitert

Lesetipps
Arzt mit Tablet auf seiner Hand

© Daniel Dudnik / stock.adobe.com

Versorgung von Heimpatienten

Digitale Heimvisite: Eine Kollegin macht’s vor

Ein Oldtimer fährt durch die Straßen Havannas.

© Julian Peters Photos / stock.adobe.com

Rätselhaftes Phänomen

Was ist eigentlich das Havanna-Syndrom?

Am 23. Februar findet die nächste Bundestagswahl statt.

© Andreas Prott / stock.adobe.com

Großer Wahlprogramm-Check

So planen die Parteien die Gesundheitsversorgung der Zukunft