Regierung schickt Ärzte in den Kampf gegen Sucht

Komasaufen und Partydrogen - im Kampf gegen die Drogensucht gibt es viele ungenutzte Hilfsangebote. Jetzt sollen es die Ärzte richten.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Ärzte sind die ersten Ansprechpartner in der Suchtberatung.

Ärzte sind die ersten Ansprechpartner in der Suchtberatung.

© N-Media-Images / Fotolia.com

Berlin. Mediziner seien häufig der erste Ansprechpartner für suchtgefährdete Menschen, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP) in Berlin.

Das Bundeskabinett hat dazu am Mittwoch eine "Nationale Strategie zur Drogen- und Suchtpolitik" beschlossen. Diese soll einen Aktionsplan aus dem Jahr 2003 ersetzen.

Eltern und Ärzte sollen effizienter unterstützt werden, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Suchtentwicklung vorzubeugen, sagte Dyckmans.

In Deutschland stünden für Suchtkranke viele Hilfsangebote zur Verfügung. Jedoch beanspruchten zu wenige Menschen diese Angebote, so Dyckmans.

Daher müsse die Frühintervention, vor allem in Praxis und Klinik, ausgebaut werden. Wie dies genau aussehen soll, ließ die Drogenbeauftragte offen.

"Unser Ziel ist, dass Suchterkrankungen erst gar nicht entstehen", sagte Dyckmans. Daher sei es wichtig, vor allem Kinder und Jugendliche frühzeitig mit präventiven Maßnahmen zu erreichen, insbesondere in der Schule und in Ausbildungsstätten.

Aber auch Erwachsene müssten früh auf eine mögliche Sucht angesprochen werden, zum Beispiel in Betrieben oder im Krankenhaus.

Behandlung soll sich mehr am Einzelnen orientieren

Dabei soll die Qualität der Behandlung an den Bedürfnissen des Einzelnen ausgerichtet werden. Mit anderen Worten: Ein älterer alkoholkranker Mensch braucht eine andere Behandlung als ein junger Mensch, der internetsüchtig ist.

Es dürfe niemand mehr an den vielfältigen und komplexen Schnittstellen zwischen Beratungsstellen, ambulanten und stationären Suchthilfeeinrichtungen, Rehabilitation, Arbeitsvermittlung oder der Jugendhilfe verloren gehen, so Dyckmans.

In den letzten Jahren hätten sich die Verhaltensmuster beim Suchtmittelkonsum verschoben. Riskante Konsumformen, wie das sogenannte Komasaufen bei Jugendlichen, aber auch neue synthetische Substanzen machten neue Ansätze in der Drogen- und Suchtpolitik notwendig, betonte die Drogenbeauftragte.

Dem letzten Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vom Mai 2011 zufolge greifen Jugendliche seltener zur Zigarette oder zum Joint. Allerdings wurde häufiger Alkoholmissbrauch festgestellt.

Die Grünen kritisierten die neue Suchtstrategie der Bundesregierung als "kümmerlich". Dyckmans habe eine "Stilllegungsprämie" verdient, sagte Grünen-Politiker Harald Terpe. Die Drogenbeauftragte lege vor allem die Hände in den Schoß.

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