Als Genussmittel

SPD-Fraktion plädiert für legale Cannabis-Abgabe

Der Besitz kleiner Mengen Cannabis soll nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit gelten: Die bisherige Verbotspolitik ist aus Sicht der SPD gescheitert.

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Frau mit Joint: Nach dem Willen der SPD-Fraktion soll Cannabis nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.

Frau mit Joint: Nach dem Willen der SPD-Fraktion soll Cannabis nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.

© brazzo / Getty Images / iStock

Berlin. Umdenken in Sachen Cannabis – die SPD-Bundestagsfraktion hat eine Abkehr von der bisherigen Verbotspolitik beschlossen. In einem Positionspapier heißt es, dass künftig der Besitz kleiner Mengen Cannabis zum Eigengebrauch nicht mehr strafrechtlich verfolgt, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit behandelt werden sollte.

Dazu sei eine Änderung im Betäubungsmittelgesetz erforderlich. Außerdem sollten die Länder die Möglichkeit erhalten, Modellprojekte zur legalen und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Konsumenten zu erproben. Diesbezügliche Anträge von vielen Landesregierungen und Städten, derartige Modelle einzuführen, seien bislang am Einspruch des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gescheitert.

Projekte forschend begleiten

Die Modellprojekte der Länder müssten durch Begleitforschung mit Blick auf den Jugendschutz und auf die Auswirkungen auf den Straßenverkehr flankiert werden, so die SPD weiter.

Ein Cannabisverbot oder Strafverfolgung, begründet die SPD ihr Umdenken, habe bislang nicht zu einem Rückgang des Konsums geführt. Im Gegenteil, der Konsum der Droge steige vielmehr „ununterbrochen“. Auch würden Menschen, die Cannabis konsumierten, gesellschaftlich stigmatisiert.

Ressourcen des Rechtstaats schonen

Präventive Ansätze prallten dagegen oftmals gegen eine Mauer des Abstreitens und Leugnens, heißt es in dem Papier. Die Verbotspolitik binde außerdem enorme finanzielle und personelle Ressourcen, die dann an anderer Stelle bei Justiz und Polizei fehlten.

„Jetzt kommt es darauf an, dass wir mit unserer Position auf die Koalitionspartner von CDU und CSU zugehen. Auch wenn sich in den letzten Monaten die Union in Sachen Cannabis ein wenig bewegt hat, haben wir dennoch dicke Bretter zu bohren“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut. (ato)

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Kommentare
Dr. Bertram Schneeweiß 19.02.202010:58 Uhr

Nicht abzustreiten ist die Feststellung, die Verbotspolitik binde enorme finanzielle und personelle Ressourcen, die dann an anderer Stelle bei Justiz und Polizei fehlten. Klar ist auch, dass es keinen 'gesunden' Konsum von Cannabis gibt, und Cannabis gerade für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene katastrophale Folgen für die Hirnreifung nach sich zieht. Klar ist auch, dass dies für Alkohol ebenso gilt und prohibitive Ansätze scheitern je strikter sie formuliert werden. Insofern ist der SPD-Ansatz verständlich und ehrlich. Gefährlich und unfair wird es jedoch, wenn die Teillegalisierung pseudo-medizinisch begründet würde und auch die "Begleitforschung" der Medizin aufgenötigt wird. Dieses Kuckucksei hat uns die Politik der ganz großen Koalition mit der Verschreibungsfähigkeit von Cannabis schon gelegt und dies sollte umgehend zurückgenommen werden.

Dr. Detlef Bunk 13.02.202008:17 Uhr

Paradebespiel für das Versagen der bürgerlichen Parteien:
Nun hat sich auch die SPD breitschlagen lassen und ihre Unfähigkeit eingestanden, die Drogensucht in unserem Lande bekämpfen und mindestens die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden schützen zu wollen. Und das bei zunehmender Beweislage für die Gefährdung der neuronalen Entwicklung durch THC (Tetrahydrocannabinol). Als sei unser Gesundheits- und Sozialwesen zur Versorgung Kranker und Behinderter nicht schon teuer genug. Ein staatlicher Offenbarungseid.

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