Saarland

„SaarPHIR“-Projekt läuft künftig im Vollbetrieb

Das Konzept wird nach der Pilotphase ausgeweitet: Kassenärzte im Saarland bilden in Zukunft landesweit Versorgergemeinschaften für Pflegeheimbewohner.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:
Das Saarland beschreitet innovative Wege bei medizinischer Versorgung von Pflegeheimbewohnern.

Das Saarland beschreitet innovative Wege bei medizinischer Versorgung von Pflegeheimbewohnern.

© Kzenon / Fotolia

SAARBRÜCKEN. Im Saarland wird das Innovationsfonds-Projekt „SaarPHIR“ zur besseren medizinischen Versorgung von Pflegeheimbewohnern jetzt landesweit ausgedehnt. Das haben Krankenkassen, die KV Saarland und die Saarländische Pflegegesellschaft angekündigt. Niedergelassene Ärzte und Pflegeheime sind aufgerufen, sich bis zum 15. März für das Projekt anzumelden.

Ziel ist es, dass an „SaarPHIR“ (Saarländische Pflegeheimversorgung Integriert Regelhaft) künftig mehrere dutzend der rund 150 Pflegeheime im Saarland und 100 bis 120 niedergelassene Ärzte teilnehmen – vor allem Hausärzte. Damit könnten sich in Zukunft mehr als ein Viertel aller saarländischen Hausärzte im Rahmen des Projekts verstärkt um Heimbewohner kümmern.

Das „SaarPHIR“-Projekt war vor knapp einem Jahr gestartet worden. Der Innovationsfonds des Bundes fördert das Projekt mit 5,5 Millionen Euro. Beteiligt sind neben KV, Kassen und Pflegegesellschaft auch die Ärztekammer, die Apothekerkammer und der Zweckverband für den Rettungsdienst im Saarland.

Positives Zwischenfazit

In der Pilotphase haben sich im ersten Jahr mehr als ein halbes Dutzend Pflegeheime mit über 300 Bewohnern sowie 20 niedergelassene Ärzte beteiligt. Die Mediziner bilden für jedes Heim regionale „Versorgergemeinschaften“.

Die in der Regel etwa sechs Ärzte treffen sich einmal im Quartal mit dem Pflegepersonal zur Planungsbesprechung, verständigen sich auf medizinische Standards für die Versorgung der Heimbewohner und bieten von 8 bis 21 Uhr eine Rufbereitschaft sowie jede Woche freitagnachmittags oder samstagsvormittags eine Visite an, damit es am Wochenende keine größeren Probleme gibt.

Die Zwischenbilanz nach fast einem Jahr Pilotphase fällt bei den Beteiligten durchweg positiv aus. „Die Pilotphase wird von allen als sehr gut und erfolgversprechend bewertet“, sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer Krankenkasse, Dunja Kleis, in Saarbrücken.

„Regelmäßige Visiten und eine verbesserte Erreichbarkeit sind erste Schritte zur Optimierung der Arzneimitteltherapie“, ergänzte der stellvertretende Vorsitzende der KV Saarland, Dr. Joachim Meiser. Bei den beteiligten Ärzten gebe es ein hohes Maß an Zufriedenheit.

Vertrauen und Verlässlichkeit

„Durch den regelmäßigen Kontakt zum Pflegepersonal wird das Vertrauen erhöht und die Verlässlichkeit nimmt zu“, berichtete der Internist Wolfgang Hoch, der schon in der Pilotphase bei dem Projekt dabei ist. „Man arbeitet auf Augenhöhe miteinander. Das ist für mich einer der wichtigsten Schritte“.

Jetzt wirbt die KV dafür, dass sich möglichst viele von Hochs Kollegen landesweit an dem Projekt beteiligen. KV-Vize Meiser unterstrich, dass die Mediziner für die Teilnahme nicht nur zusätzlich Geld bekommen, sondern am Ende auch nicht unbedingt mehr Arbeit haben.

Durch die Teambildung werde sich die Zahl der Anrufe in der Praxis durch das Pflegepersonal verringern. „Dafür nehme ich gern in Kauf“, so Meiser, „alle sechs Wochen eine Heim-Visite am Freitagnachmittag oder Samstagvormittag zu machen“.

Verbesserte Arzneimittel-Therapie

Meiser verwies darauf, dass mit dem Projekt auch die Arzneimitteltherapie-Sicherheit verbessert werden soll. Ein Ziel sei es, „unübersichtliche Arzneimittel-Cocktails“ zu vermeiden. Seine Erwartung: Mit einer optimierten Arzneimittel-Therapie könne man mit weniger Tabletten auskommen und trotzdem gut behandeln.

Der Vorstandsvorsitzende der Saarländischen Pflegegesellschaft, Harald Kilian, sprach von „zunehmendem Problemdruck“ für die Heime. Die Menschen blieben heute länger zu Hause und kämen später ins Heim – dann aber häufig mit deutlich mehr Krankheiten.

Daher sei die verbesserte ärztliche Versorgung der Bewohner wichtig. Barmer-Landeschefin Kleis machte deutlich, dass sich das Projekt am Ende auch „rechnen“ könnte. Denn ein Ziel sei es, unnötige Krankenhaus-Einweisungen, zum Beispiel am Wochenende, zu vermeiden.

„SaarPHIR“ in Kürze

  • 20 niedergelassene Ärzte haben in der Pilotphase mitgemacht.
  • Haus- und Fachärzte können sich bis 15. März anmelden.
  • Der Innovationsfonds fördert das Projekt mit 5,5 Millionen Euro.

Mehr Informationen unter: www.saarphir.kvsaarland.de

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