Schuluntersuchung
Saarland will bei Impflücken gegensteuern
Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung für 2013 bergen Überraschungen: Nur 94 der Kinder waren gegen Masern geimpft, obwohl 98 Prozent zuvor in der Kita waren. Eltern sollen künftig erklären, warum sie nicht impfen lassen.
Veröffentlicht:SAARBRÜCKEN. Das Saarland will den Druck auf Eltern erhöhen, ihre Kinder impfen zu lassen - lehnt Zwangsmaßnahmen aber ab.
Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) kündigte in Saarbrücken an, dass Eltern bei der Anmeldung ihrer Kinder im Kindergarten künftig eine schriftliche Begründung abgeben sollen, wenn sie ihre Kinder nicht impfen lassen.
Man wolle "die Zügel ein bisschen straffer anziehen", sagte die CDU-Ministerin. Den Eltern solle zugleich angeboten werden, Impfungen nachzuholen.
Wenn die Eltern ihre schriftliche Begründung abgeben und sich weiter gegen eine Impfung entscheiden, solle dies aber keine weiteren Konsequenzen haben. Eine Impfpflicht lehnte Bachmann ab. Ziel sei es, die Eltern für das Thema zu sensibilisieren.
94 Prozent gegen Masern geimpft
Anlass der Äußerungen war ein neuer Bericht zur Gesundheit von Einschulkindern im Saarland. Dazu waren die Befragungs- und Untersuchungsergebnisse von knapp 8000 Kindern aus dem Jahr 2013 ausgewertet worden.
Dabei war herausgekommen, dass zwar 98 Prozent der Einschulkinder zuvor einen Kindergarten besucht hatten, aber nur knapp 94 Prozent gegen Masern geimpft waren.
Neben dem individuellen Schutz sei das Erreichen einer Impfquote von 95 Prozent wichtig, weil damit das Risiko der Übertragung auf andere, nicht geschützte Personen massiv verringert werde, heißt es in dem Gesundheitsbericht. Bei der Mumps-Masern-Röteln-Impfung lag die Quote im Saarland in acht der 52 Gemeinden unter 90 Prozent.
Besonders hoch war die Durchimpfungsrate bei Poliomyelitis (98,7 Prozent), am niedrigsten bei Windpocken (88,7 Prozent).
Weiterhin Erfolge meldet das Saarland bei den Vorsorgeuntersuchungen. Seit 2007 fassen Gesundheits- und Jugendämter mit Erinnerungsschreiben nach, falls Eltern ihre Kinder nicht zu den Untersuchungen beim Kinderarzt vorstellen. Inzwischen nehmen 96 Prozent der Kinder an Vorsorgeuntersuchungen teil, 91,8 Prozent an allen zehn U-Vorsorgen.
Geburtstermin "individuell geplant"
Der Gesundheitsbericht bestätigte außerdem einige saarländische Besonderheiten. Nirgendwo in Deutschland kommen so viele Kinder per Kaiserschnitt zur Welt wie im Saarland. Bei den Einschulungskindern 2013 waren es 33,7 Prozent, sechs Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 23 Prozent.
Als Gründe nennt der Bericht neben medizinischen Gründen hohe Haftungsrisiken für die Geburtshelfer und die "individuelle Planung des Geburtstermins".
Auffällig ist auch die seit Jahren über dem Bundesdurchschnitt liegende Frühgeburtlichkeit im Saarland. Von den Einschulungskindern 2013 waren 10,9 Prozent vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen. Ursache ist nach dem Bericht der hohe Anteil von Frauen im Saarland, die auch während der Schwangerschaft rauchen. Das Saarland versucht seit 2011, mit einer Präventionskampagne gegenzusteuern.
Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Kinder stagniert im Saarland seit mehreren Jahren zwischen zehn und elf Prozent. Deutlich höher ist der Anteil bei Kindern mit Migrationshintergrund.
Im Gesundheitsbericht wird auch festgestellt, dass es inzwischen mehr untergewichtige als übergewichtige Kinder gibt. Im Jahr 2013 waren 13,3 Prozent der Jungen und 11,8 Prozent der Mädchen untergewichtig oder stark untergewichtig. In den meisten Fällen gab es aber, so hieß es, "keinen Anlass für weitere Maßnahmen".