Drogenpolitik

Saarlands Koalition gegen Kurswechsel

Opposition stößt mit dem Wunsch, die bisherige Drogenpolitik zu überprüfen, bei der Regierung auf Granit.

Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Im saarländischen Landtag ist ein Vorstoß der Opposition für einen Kurswechsel in der Drogenpolitik gescheitert.

Linke, Grüne und Piraten hatten beantragt, die bestehenden Instrumente der Drogenpolitik wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die Koalition von CDU und SPD lehnte dies ab.

"Wir sind der Auffassung, dass die bisherige Drogenpolitik gescheitert ist", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Professor Heinz Bierbaum. Daher müsse der bisherige Kurs beim Thema Drogen auf eine neue Grundlage gestellt werden.

Dafür brauche man die wissenschaftliche Untersuchung. Inzwischen gebe es Stellungnahmen von vielen Experten, auch von Ärzten, die die strafrechtliche Drogenprohibition in Deutschland für gescheitert, sozialschädlich und unökonomisch erklärt hätten.

Auch der Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Klaus Kessler, kritisierte die Drogenpolitik. "Ein ‚Weiterso‘ wie bisher ist verantwortungslos", meinte Kessler. Schließlich habe die Zahl der Drogentoten zugenommen.

So seien 2013 im Saarland elf Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben- zwei mehr als im Jahr zuvor.

Der Fraktionsvorsitzende der Piraten, Michael Hilberer, meinte, bei Erwachsenen sei Cannabis, unregelmäßig konsumiert, eine "vergleichsweise harmlose Substanz". Auch seien nicht alle Cannabis-Konsumenten gleich Suchtkranke.

Heftiger Widerspruch kam von Landesgesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU). "Noch nie waren so viele Menschen wegen Cannabis in Behandlung."

"Das Kleinreden der Gefahren von Cannabis ist aus meiner Sicht verantwortungslos". Sie kündigte an, die bisherige Form der Suchtkrankenhilfe und Drogenpolitik fortzusetzen. "Dazu gehört auch die Repression von Drogenmissbrauch", so die CDU-Politikerin.

Bereits im Vorfeld der Landtagsdebatte hatte das Gesundheitsministerium vor einer Legalisierung von Cannabis gewarnt. "Das ist verantwortungslos und verleitet Jugendliche zum Konsum und damit zu einer Drogenkarriere", so Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling.

Nach Angaben seines Ministeriums wird die Zahl der Cannabis-Konsumenten im Saarland auf rund 30.000 geschätzt.Kolling räumte ein.

"In der ärztlichen Behandlung unter medizinischer Kontrolle mag es sinnvoll sein, durch eine gezielte Gabe von Cannabis erfolgreich zu behandeln". Für die Nutzung von Cannabis als Medikament reichten die bestehenden Gesetze aber aus. (kin)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entbürokratisierung

KV Bremen startet Bürokratieumfrage bei Praxen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Langzeitstudie

Lange Vollnarkosen gehen wohl mit kognitivem Abbau einher

Vorhersage für 2025

So könnte sich die Krebssterblichkeit in Europa entwickeln

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Drei MRT Bilder des Gehirns der Patientin am Tag der Aufnahme.

© Dr. med. M. Wolfram, S. Hüge, C. Strasilla, S. Wydra, PD Dr. med. A. Kunze

Kasuistik

Woher kamen die „tierischen“ Kopfschmerzen der Patientin?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung bei einer 39-jährigen Patientin mit Morbus Crohn?