Falsche Signale
Sachsens Hausärzte attackieren die KV
Bei Sachsens Hausärztetag gab es starke Kritik an der KV: Vor allem in der Ausbildung und bei VERAH setze sie falsche Signale.
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Unterstützt VERAH: Dipl.-Med. Ingrid Dänschel.
© Sächsischer Hausärzteverband
OYBIN. Die Vorsitzende des Sächsischen Hausärzteverbands, Dipl.-Med. Ingrid Dänschel, hat die KV Sachsen beim jüngsten Landes-Hausärztetag heftig attackiert.
So kritisierte Dänschel unter anderem ein Projekt der KV, sächsische Mediziner in Ungarn ausbilden zu lassen. Dies resultiere aus "unnachahmlicher Überschätzung der eigenen Kompetenz", so Dänschel.
Außerdem warf sie der KV vor, Sachsens Hausärzte beim sächsischen Gemeindeschwester-Projekt verunsichert zu haben.
Schon im vergangenen Jahr klagte Dänschel über "Missachtung" seitens der KV, da meist kein Vertreter der Vereinigung am Hausärztetag teilnehme.
Dänschel sprach in ihrer Eröffnungsrede über das VERAH-Modellprojekt "Moderne Gemeindeschwester", das 2007 in Sachsen auf den Weg gebracht wurde: Schwestern in vor allem demografisch schwierigen Regionen entlasten Hausärzte bei Hausbesuchen.
Kammer setzt auf VERAH
"Sachsen war hier einmal Vorreiter, warum sind wir das nicht mehr?", fragte Dänschel und gab die Antwort gleich im Anschluss.
Weil Sachsens Hausärzte "verunsichert wurden, durch die Mitteilung der KV Sachsen, dass die VERAH nicht den Anforderungen der im EBM beschriebenen Praxisassistentin entspricht."
Dänschel forderte die Teilnehmer des Hausärztetages auf, auch ohne "Segen von Kammer und KV", Versorgungsassistenten auszubilden. "Die VERAH ist fester Bestandteil aller HZV-Verträge und auch ohne diese Verträgeentlasten sie uns bei der täglichen Arbeit."
Den Plan der KV Sachsen, 20 Studenten für jeweils 80.000 Euro an einer ungarischen Universität auszubilden, nannte Dänschel "eine Maßnahme mit mehr als zweifelhaftem Ausgang".
1,6 Millionen Euro "Versichertengelder oder ärztliches Honorar" sollten in die "Aus- und Weiterbildung unserer sächsischen Studierenden und in den Aufbau einer funktionierenden Verbundweiterbildung fließen".
Die Ausbildung ins Ausland zu verlagern, sei langfristig schädlich für den Freistaat. "Weiterbildungsbedingungen sind ein wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb um Nachwuchs", so Dänschel.
Dänschel ging auch auf die GEVKO-Schnittstelle ein: Diese sei für den Sächsischen Hausärzteverband "ein absolutes No Go".
"Es geht hier eben nicht um eine Schnittstelle, derer sich alle im Gesundheitswesen Tätigen bedienen können", sagte Dänschel, "sondern es geht eindeutig um die Etablierung eines Machtinstrumentes der Kassen, um die Kontrolle des Gesundheitswesens komplett in die Hand zu bekommen."
Es helfe nur eins, wandte sie sich an die Hausärzte: "Nicht teilnehmen! Und das haben Sie bisher sehr erfolgreich getan."