SARS-CoV-2
Schatten auf der Erfolgsbilanz des britischen Corona-Impfprogramms
Andere Länder schauen neidisch auf die hohen britischen Corona-Impfquoten. Aber die Pandemie und der massive ärztliche Einsatz für die Impfungen führen zu Rekordwartelisten in den Kliniken.
Veröffentlicht:London. Mehr als 1000 britische Hausärzte sind inzwischen in das staatliche COVID-19-Impfprogramm involviert. „Das Impfprogramm ist sehr gut angelaufen und die Hausärzte haben eine wichtige, zentrale Rolle dabei“, so Premierminister Boris Johnson diese Woche im Unterhaus.
Im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) sind derzeit zwei Impfstoffe im Einsatz: Die Vakzine von Pfizer-BioNTech und Astra Zeneca/Universität Oxford. Vergangene Woche wurden nach Angaben des Londoner Gesundheitsministeriums etwas mehr als eine Million Dosen verimpft.
Impfzentren sollen rund um die Uhr öffnen
„Sobald wir genügend Vakzin zur Verfügung haben, werden unsere Impfzentren landesweit rund um die Uhr geöffnet sein“, so der britische Regierungschef. „Unser Ziel ist es, schon bald mindestens zwei Millionen Patienten pro Woche zu impfen.“
Laut britischem Gesundheitsministerium liegt die Impfquote im Königreich bei 4,3 Impfungen pro 100 Patienten. Lediglich Israel (22,3) und die Vereinten Arabischen Emirate (12,9) lägen noch höher.
Recherchen der „Ärzte Zeitung“ ergaben, dass viele der rund 1000 von staatlichen Hausärzten koordinierten Impfzentren derzeit gar nicht genug Praxismitarbeiter haben, um Impfungen rund um die Uhr anbieten zu können. Bislang wurden in Großbritannien rund 2,4 Millionen Patienten gegen COVID-19 geimpft.
Über vier Millionen Patienten stehen auf Wartelisten
Britische Medien berichten, dass die Impfstoff-Produktion beim schwedisch-britischen Hersteller AstraZeneca inzwischen von steigenden Erkrankungszahlen im Unternehmen beeinträchtigt werde. Die BBC zitierte dazu AstraZenecas Vize-Präsident Sir Mene Pangalos.
Nach Angaben von Hausärzten müssen als Folge des Impfprogramms andere Konsultationen verschoben werden. Innerhalb der britischen Ärzteschaft ist man auch misstrauisch, warum die Regierung und der mit der Abwicklung des Impfprogramms beauftragte Minister, Nadhim Zahawi, mehrfach nicht sagen wollte, wie viele Impfdosen genau dem NHS in den kommenden Wochen zur Verfügung gestellt werden sollen.
Die Pandemie und das Impfprogramm haben zu Rekordwartezeiten und -listen in den staatlichen Kliniken geführt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Mitte Januar rund 4,46 Millionen NHS-Patienten auf eine Operation oder eine fachärztliche Behandlung oder Konsultation warteten. Das ist ein Rekord.