Schaufelt sich die PKV ihr eigenes Grab?

Die Prämien in der Privaten Krankenversicherung steigen - und rufen empörte Versicherte hervor. Für den Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband steht fest: Die Beschwerden seien Ausdruck dafür, dass sich die PKV selbst abschaffe. Diese Kritik kontert der PKV-Verband prompt.

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Der Vorsitzende der Bundesverbraucherzentrale, Gerd Billen, sieht die PKV auf einem absteigenden Ast.

Der Vorsitzende der Bundesverbraucherzentrale, Gerd Billen, sieht die PKV auf einem absteigenden Ast.

© Soeren Stache / dpa

BERLIN (ami). Die Private Krankenversicherung (PKV) schafft sich selbst ab. Diese provokante Schlussfolgerung zieht der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Gerd Billen aus einer Analyse von Versichertenbeschwerden.

Die Beschwerden seien "Ausdruck eines sich selbst überholenden Systems", so Billen.

Laut vzbv klagten privat Krankenversicherte zum Jahreswechsel über die drastischsten Beitragserhöhungen seit mehr als 15 Jahren.

Bei 23,9 Prozent lagen sie laut vzbv im Schnitt der analysierten 144 Beschwerden.

Betroffen seien meist Bestandskunden über 45 Jahre, am häufigsten bei der Central, gefolgt von Gothaer und Marktführer DKV, so der Verband.

Er kritisiert auch, dass das Recht der Versicherten, in einen günstigeren Tarif zu wechseln, vielfach unterlaufen werde.

Kostendämpfung und Leistungsbegrenzung in der PKV nötig

Die Beschwerden seien "vielleicht die Spitze des Eisberges", so vzbv-Chef Billen. Gesundheitsminister Bahr sei daher gefordert, systematisch zu ermitteln, wie die Beiträge für ältere privat Versicherte sich insgesamt entwickeln.

Billen sieht jedoch weiteren politischen Änderungsbedarf. "Es ist nicht akzeptabel, dass Ärzte für Privatversicherte mehr abrechnen als für andere Patienten", sagte er.

Kostendämpfung und Leistungsbegrenzung sind Billen zufolge auch in der PKV nötig. Zudem fordert der vzbv die Einführung des Sachleistungsprinzips in der PKV und eine Einkommenskomponente bei der Prämiengestaltung.

PKV-Verband kontert: Unseriös!

"Schlicht unseriös" sind diese Schlussfolgerungen nach den Worten von Volker Leyenbach, Direktor des PKV-Verbands.

Er verweist auf Studien, die den aktuellen durchschnittlichen Beitragsanstieg in der PKV auf rund zwei Prozent beziffern und für den Beitragsanstieg in GKV und PKV seit 1997 mit 3,1 und 3,3 Prozent ungefähr die gleiche Größenordnung angeben.

"Die steigenden Gesundheitskosten betreffen beide Versicherungssysteme gleichermaßen", teilte Leyenbach in einer Stellungnahme zu der vzbv-Analysen mit.

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Kommentare
Rudolf Egeler 30.03.201221:01 Uhr

PKV-Prämiensteigerung und kein Ende

Anstatt in populistischer Weise mal ins Horn der Verbraucherschützer bzw. der Versicherten und ein anderes mal in das der Versicherer zu stossen, stünde es dem Minister gut an, einmal klare und nachprüfbare Zahlen von d. PKV-Gesellschaften zu fordern.Wenn mit 20(-50)Prozent Prämienanstieg rumjongliert wird, so muss doch ganz klar herausgestellt werden, ob die Gesamt- Monatsprämie oder "nur" ein einzelner Tarif um diesen Prozent- satz gesteigert wurd. Schlussendlich muss man von der PKV eindringlich fordern,die Ursache ihrer Ausgabensteigerung penibel darzulegen.Hier ist die Aufsicht gefragt, wenn eine solche Offenlegungspflicht nicht bestehen
sollte.

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