Votum von Parlament und Ständerat
Schweiz schafft den NC in Humanmedizin ab
Der Numerus clausus in Humanmedizin hat in der Schweiz ausgedient. Die Schweizer Regierung sieht in dem Votum von Parlament und Kantonen aber nur weiße Salbe.
Veröffentlicht:Bern. In der Schweiz wird der Numerus clausus im Medizinstudium abgeschafft. Der Ständerat, die Vertretung der Kantone in der Schweiz, stimmte mit 32 zu 9 Stimmen einem entsprechenden Antrag zu. Das Parlament, der Nationalrat, hatte bereits im März den Vorschlag angenommen. Dagegen hatte die Regierung, der Schweizer Bundesrat, sich ablehnend gezeigt. Der für Bildung und Forschung zuständige Bundesrat Guy Parmelin gab zu bedenken, allein die Abschaffung des NC werde das Problem nicht lösen.
Auch die Auswirkungen dieser Entscheidung sind unklar. Denn der Bund verfügt weder in der Ausbildung noch in der Weiterbildung über Kompetenzen, um Universitäten oder Kliniken zu verpflichten, eine bestimmte Zahl an Studienplätzen festzulegen oder klinische Praktika anzubieten.
Seit 2016 versucht der Bund durch ein 100 Millionen Franken umfassendes Förderprogramm die Studienkapazitäten in der Humanmedizin zu erhöhen. Seit 2016 ist die Zahl der Master-Diplome landesweit von knapp 900 auf aktuell rund 1.200 gestiegen. Zielperspektive für das kommende Jahr sind 1.300 Studienplätze.
Doch selbst das würde nicht reichen, um die Auslandsabhängigkeit der Schweiz bei der Medizinerausbildung deutlich zu verringern. Rund die Hälfte der in der Schweiz tätigen Ärztinnen und Ärzte mit abgeschlossener Weiterbildung haben ihr Medizinstudium im Ausland absolviert. Mit der Entscheidung von Stände- und Nationalrat wird die Bundesregierung beauftragt, eine Alternative zum Numerus clausus zu entwickeln. (fst)