Umfrage unter Psychiatern und Psychotherapeuten

Seele im Stress: Therapie wird in der Pandemie verschleppt

Psychiater und Psychotherapeuten befürchten mehr Erkrankungen durch die Pandemie.

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Wichtige Therapiesitzung: Während der Pandemie haben weniger der Langzeit-Patienten ihre Sitzungstermine eingehalten.

Wichtige Therapiesitzung: Während der Pandemie haben weniger der Langzeit-Patienten ihre Sitzungstermine eingehalten.

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Leverkusen. Der Großteil der Psychiater und Psychotherapeuten rechnet für die nächsten zwölf Monate mit einem starken Anstieg psychischer Erkrankungen durch die Corona-Pandemie.

Gleichzeitig gehen fast drei Viertel davon aus, dass die Patienten psychische Probleme verschleppen, weil sie weniger oder gar keine Behandlungen in Anspruch nehmen. Das zeigt die Online-Befragung „Psychische Gesundheit in der Krise“ der BKK pronova aus Oktober und November 2020, also noch vor dem zweiten Lockdown.

Einbezogen waren 154 Teilnehmer: 50 in Kliniken tätige Psychiater, 50 niedergelassene Psychiater sowie 54 niedergelassene Psychotherapeuten. Nur sieben Prozent gaben in der Befragung an, dass bei ihnen keine Patienten seltener als vereinbart oder überhaupt nicht mehr zur Behandlung gekommen sind. Im Schnitt blieben 12,4 Prozent der Patienten den Praxen ganz oder zum Teil fern.

Anstieg bei Depressionen erwartet

90 Prozent der Umfrage-Teilnehmer gingen davon aus, dass psychische Vorerkrankungen oder Leiden wie Angst, depressive Verstimmungen oder Suchtgefährdung durch die Corona-Krise eher zum Ausbruch kommen. 83 Prozent haben im Herbst erwartet, dass Depressionen oder depressive Verstimmung in den nächsten zwölf Monaten zunehmen werden.

Bei Alkohol- und Drogenkonsum waren es 73 Prozent. Bei 82 Prozent der Befragten hatte die Häufigkeit der Diagnose beziehungsweise der Behandlungen von Angststörungen seit Beginn der Krise zugenommen. Bei 79 Prozent war das mit Blick auf Depressionen der Fall. Eine Zunahme registrierte eine Mehrheit der Psychiater und Psychotherapeuten auch bei Anpassungsstörungen (74 Prozent), somatoformen Störungen (72 Prozent) sowie anhaltenden affektiven Störungen (52 Prozent).

Vor allem Niedergelassene registrieren mehr Terminanfragen

23 Prozent der Psychiater hatten nach eigenen Angaben seit Beginn der Pandemie häufiger Medikamente verschrieben. 94 Prozent der Umfrage-Teilnehmer behandelten seit Beginn der Krise mehr Patienten. Am höchsten war der Anteil mit 98 Prozent bei den niedergelassenen Psychiatern. 46 Prozent von ihnen registrierten seit Anfang der Pandemie mehr Terminanfragen. Bei ihren Kollegen in den Kliniken war das bei 26 Prozent der Fall, bei den niedergelassenen Psychotherapeuten bei 37 Prozent. (iss)

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