Selbstmedikation - Apotheker informieren Ärzte
Patienten in einem DMP brauchen eine passende Medikation. Ein Projekt der MHH will die Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern stärken.
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Patienten mit Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck sollen ihre Medikation vom Apotheker überprüfen lassen, der Arzt passt sie dann an.
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HANNOVER (cben). Ärzte und Apotheker in Stade und Oldenburg (Niedersachsen) sollen sich in einem Modellprojekt von diesem Herbst an enger bei der Verordnung von Arzneimitteln für DMP-Patienten abstimmen. Die zwei jeweiligen pharmazeutischen Qualitätszirkel in den beiden Städten sollen die bessere Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern erproben und damit die Behandlungssicherheit verbessern, Polymedikation vermeiden und unerwünschte Arzneimittelinteraktionen verhindern.
Der Name des Modell-Projektes: "Bündnis für System-Compliance". In den Modellregionen rekrutieren die Krankenkassen DMP-Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und Bluthochdruck. Insgesamt sollen rund 1500 Patienten teilnehmen. Die teilnehmenden Apotheker überprüfen die aktuelle Medikation, besonders im Hinblick auf die Selbstmedikation mit Analgetika. Dann erstellen sie für den Arzt eine individuelle Medikamentenliste mit Hinweisen zu eventuellen Kontraindikationen oder anderen Medikamentenproblemen. Der Arzt überprüft die Medikation und passt sie gegebenenfalls an. Bei komplexen Medikationsproblemen kann er sich vom Arzneimittel-Therapie-Informationssystem (ATIS) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) beraten lassen.
Mit System-Compliance sei für die Initiatoren nicht allein die Therapietreue der Patienten gemein, so Professor Dirk Stichtenoth von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), sondern sie werde verstanden als Produkt von compliant-orientierten Haltungen, Informationen und Fähigkeiten von Patienten und Ärzten, erklärte Stichtenoth. Nach einem Jahr evaluiert die MHH das Projekt.
Das Modellprojekt wird von der Apothekerkammer Niedersachsen, der Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, den Krankenkassen AOK Niedersachsen, DAK und hkk sowie der MHH getragen. Es basiere auf der freiwilligen Teilnahme von Ärzten, Apothekern und Patienten und dem "good will" aller Beteiligten und kommt ohne Zusatzkosten aus.