Kommentar – Schwangerschaftsabbruch
Seltsame Aufregung
In der Capio-Elbe-Jeetzel Klinik in Dannenberg verweigert der neue gynäkologische Chefarzt Thomas Börner Schwangerschaftsabbrüche. Aus seiner christlichen Überzeugung heraus, wie er sagt. Inzwischen winkt Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt mit dem Zaunpfahl und stellt wegen der Weigerung Investitionsgelder in Frage. Die FDP-Fraktion sieht in der Haltung des Chefarztes ein politisches Statement.
Die Aufregung ist seltsam. Denn es ist doch nur zu begrüßen, dass ein Arzt seinem Gewissen folgt! Sollte Börner Schwangerschaftsabbrüche vornehmen und dabei das Gefühl haben zu töten, wäre das im Übrigen auch schlimm für seine Patientinnen. Auch um ihrer Willen sollte er es lassen. Doch darf er seine eigene Haltung nicht anderen oktroyieren. Auch seiner Abteilung nicht. Schon deshalb nicht, weil mancher Arzt es vielleicht nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, Schwangerschaftsabbrüche zu verweigern. Im Übrigen dürfte jede Frau vor der schweren Entscheidung mit ihrem Gewissen zu Rate gegangen sein.
Indessen gäbe es doch Lösungen. Das Agaplesion Krankenhaus im niedersächsischen Schaumburg verweigert ebenfalls aus religiösen Gründen Schwangerschaftsabbrüche. Sie werden zukünftig von niedergelassenen Gynäkologen vorgenommen – in einem Kooperationsmodell mit der Klinik.
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