Kongress bringt ans Licht

So steht es um die Männergesundheit

Beim 3. Männergesundheitskongress haben Experten die Gesundheit der deutschen Männer unter die Lupe genommen: von Vorsorgeuntersuchungen bis zum Viagra-Konsum. Dabei bestätigten sich einige Geschlechterklischees.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Männer bekommen deutlich seltener Psychopharmaka verschrieben als Frauen.

Männer bekommen deutlich seltener Psychopharmaka verschrieben als Frauen.

© Photographee.eu / Fotolia.com

BERLIN. Männer gehen weniger häufig zum Arzt, bekommen dann aber höhere Mengen an Arzneimitteln verordnet. Darauf hat der Gesundheitsökonom und Arzneimittelforscher Professor Gerd Glaeske am Dienstag in Berlin hingewiesen.

Insgesamt liege die Gesundheitskompetenz bei Männern niedriger als bei Frauen, sagte Glaeske beim 3. Männergesundheitskongress der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Bundesgesundheitsministeriums.

Die klischeehaft unterschiedlichen Lebensstile der Geschlechter spiegeln sich in der Arzneimittelversorgung wider. Während Frauen eher die Gesundheitsinterventionisten seien, lebten Männer oft lieber als Bonvivants, sagte Glaeske.

Mehr Alkohol, Zigaretten und Übergewicht

Sie griffen eher zum Alkohol, rauchten häufiger und neigten stärker zu Übergewicht. Die Folge: Männer bekommen mehr Antidiabetika verschrieben, schlucken mehr Antithrombotika und Lipidsenker, halten sich aber bei Schmerzmitteln eher zurück.

Bei der psychischen Gesundheit von Männern, dem Schwerpunkt des Kongresses, sieht es anders aus. Frauen erhielten signifikant mehr Psychopharmaka verordnet, sagte Glaeske.

Der Unterschied sei so gravierend, dass eine Unterversorgung der Männer angenommen werden müsse.

Doping im Beruf und im Bett spielt bei Männern eine größere Rolle als bei Frauen. Vermeintlich leistungssteigernde Medikamente wie Ritalin oder Viagra besorgten sich vor allem Männer auf den grauen Märkten des Internets.

An dieser Stelle werde die Datenlage zwangsläufig sehr dünn. Aussagefähige Zahlen gebe es dazu nicht, sagte Glaeske. Diese Märkte sollten jedoch stärker als bisher kontrolliert und reguliert werden, forderte Glaeske.

Sicher scheint jedoch zu sein, dass immer mehr Männer mit zunehmenden Alter von Benzodiazepinen abhängig werden. Von den geschätzt bis zu 1,5 Millionen Schlafmittelabhängigen seien bereits ein Drittel Männer.

Gesetzlich Versicherte erhielten die Mittel oft unter der Hand. "Die Ärzte verstecken sich hinter der Privatverordnung", kritisierte Glaeske.

Viele Jungen von ADHS betroffen

Vor allem Jungen sind von ADHS betroffen. Der Verbrauch an ADHS-Medikamenten habe sich von 0,3 Millionen DDD 1994 auf 60 Millionen DDD 2013 erhöht. Nur 20 Prozent der ADHS-Patienten seien Mädchen.

Männer müssten psychische Krankheiten akzeptieren lernen, forderte Regina Kraushaar vom Gesundheitsministerium. Darauf arbeite die Regierung auch mit dem Präventionsgesetz hin, das derzeit in der parlamentarischen Beratung steckt.

Hilfen solle es auch in kleinen Betrieben geben. Insgesamt sollen mit dem Gesetz etwa 40 Millionen Beschäftigte erreicht werden.

In punkto Prävention haben Männer Nachholbedarf, bemerkte die neue Leiterin der BZgA, Dr. Heidrun Thaiss. Jeder vierte Mann sei noch bei keiner Früherkennungsuntersuchung gewesen.

Bei Frauen sei es immerhin jede 15. Die Männermedizin sei nach wie vor stark internistisch geprägt, sagte Professor Harald Gündel vom Uniklinikum Ulm.

Dies liege auch am Verhalten der Männer beim Arzt. Sie berichteten weniger über psychische Probleme und Symptome als Frauen, stellte Gündel fest.

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Kommentare
Carsten Windt 15.04.201508:25 Uhr

Gender Mainstreaming und die Realität

Männer und Frauen sind nicht gleich.
Sicher ist auch die Erziehung für den Umgang mit Problemen und (über)-Lebensstrategien mit verantwortlich. Aber es kann nicht alles erklären. Die Tatsache, dass Frauen mehr Psychopharmaka bekommen, ist kein Beweis, dass bei Männern eine Untervorsorgung vorliegt (Es könnte ja auch umgekehrt sein).
Jungen sind (spätestens in der Pubertät) nicht pflegeleicht oder weichgespült. Dieses liegt nicht zuletzt am Testosteron (was ja den Mann ausmacht! Oder?). Gerne wird hier gleich ADHS diagnostiziert und das Kind mit Ritalin weichgespült.

Nett ist der Artikel in Hinblick auf Leistungssteigerung und Viagra

Dr. Wolfgang P. Bayerl 14.04.201520:36 Uhr

mit einem Wort, Männer arbeiten mehr, sind deshalb zufriedener und sind härter im nehmen.

Wenn sie dann sterben, geht das deshalb zwar früher aber auch kurz und schmerzlos ohne Altenheim und Pflegefall. Natürlich gibt es auch sehr alte fitte Männer, die sich dauernd entschuldigen müssen, dass sie noch arbeiten.
Bei der nachwachsenden Jugend bin ich mir da nicht mehr so sicher,
ich hab auch schon Männer mit Rollator gesehen. Wenn mich einer als Arzt fragt, etwa nach einer schweren Op, ob er einen Rollator nehmen soll, das hätte man ihm empfohlen,
ist meine häufigste Antwort, ob er sterben möchte. ... also nein! Sie waren dann erleichtert
und später auch schnell wieder fit und dankbar dafür.

So, jetzt dürft ihr mich alle als herzlos beschimpfen :-)
also bitte nicht zu ernst nehmen.

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