Corona-Impfung
Spahn rät: Impf-Intervalle wegen Delta-Variante nicht verkürzen
Gesundheitsminister Jens Spahn weist Forderungen nach kürzeren Abständen zwischen der Erst- und Zweitimpfung gegen COVID-19 zurück. Doch er betont: Am Ende liege die Entscheidung beim impfenden Arzt und dem zu Impfenden.
Veröffentlicht:Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich gegen eine Verkürzung der Intervalle beim Impfen gegen COVID-19 ausgesprochen.
Die Impfstrategie sei von Beginn an darauf ausgerichtet gewesen, die zweite Impfung innerhalb des in der Zulassung der Vakzine vorgesehenen zeitlichen Abstands vorzunehmen. „Und ich schlage auch einfach vor, dass wir innerhalb dieses Intervalls bleiben im weiteren Verlauf dieser Impfkampagne“, sagte Spahn beim wöchentlichen Corona-Lagebericht am Freitag in Berlin. Es sei absehbar, dass in den nächsten vier bis sechs Wochen mehr als 50 Prozent der Bundesbürger zweitgeimpft seien „aufgrund der Intervalle, die da sind“.
STIKO prüft Evidenz
Kürzere Impfabstände wegen Delta-Variante sinnvoll?
Innerhalb des vorgegebenen Intervalls entschieden am Ende der impfende Arzt und der zu Impfende, wie verfahren werde, sagte Spahn. Zu den Vakzinen von AstraZenca sei etwa bekannt, dass es bei einem längeren Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung eine höhere Wirksamkeit gebe. „Und dann sind die Dinge eben medizinisch miteinander abzuwägen.“
Die STIKO empfiehlt für Vaxzevria® einen Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung von zwölf Wochen. Laut Zulassung sind kürzere Abstände möglich. Das gilt auch für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna.
Spahn reagierte auf Überlegungen, die Abstände beim Impfen zu verkürzen, um die sich auch in Deutschland immer stärker ausbreitende Delta-Variante des Virus besser in Schach zu halten. Ärzte und Immunologen gehen davon aus, dass es für einen effektiven Schutz vor der Delta-Variante eine Zweitimpfung braucht.
Sander: „In Ruhe weitermachen“
„Ich glaube, die Gabe der Zweitdosis innerhalb des vorgegebenen Intervalls ist richtig“, betonte der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Berliner Charité, Professor Leif Erik Sander. Die Infektionszahlen in Deutschland seien aktuell niedrig, sodass man beim Impfen „in Ruhe weitermachen kann, wie das bisher auch empfohlen ist“.
Eine drastische Verkürzung des Impfintervalls sei daher nicht ratsam, so Sander. Es gehe aktuell vor allem darum, die Menschen zu erreichen, die sich noch nicht impfen lassen wollten. Nur mit hoher Impfquote ließen sich hohe Inzidenzen verhindern.
Chronik der Entwicklung und Ereignisse
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Hierzu sei es mittelfristig auch nötig, Kindern und Jugendlichen ein Impfangebot zu machen, sagte Sander. Die in Deutschland verfügbaren Impfstoffe seien „sicher und hocheffektiv“. Sie schützen auch vor den zirkulierenden Virusvarianten – „inklusive der Delta-Variante“.
Im Herbst, spätestens Winter seien jedoch weitere Auffrischungsimpfungen insbesondere bei älteren und immungeschwächten Menschen nötig. „Für eine generelle Auffrischungsimpfung der gesamten Bevölkerung sehe ich aktuell keinen Anlass“, betonte Sander. Das gelte auch vor dem Hintergrund, dass weite Teile der Weltbevölkerung noch nicht einmal erstgeimpft seien.
Delta wird die Oberhand gewinnen
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Professor Lothar Wieler, wies daraufhin, dass der Anteil der Delta-Variante am Infektionsgeschehen inzwischen bei über 15 Prozent liege. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann diese Variante die „Oberhand bei den Viren übernimmt, die in unserem Land kursieren“.
Delta breite sich vor allem in der „ungeimpften Bevölkerung“ schnell aus, warnte Wieler. „Daher müssen wir auch damit rechnen, dass die Fallzahlen wieder steigen.“ Meist steckten sich die Menschen im Privathaushalt an. Mit „Basismaßnahmen“ wie den AHA+L-Regeln oder Tests ließe sich die Ausbreitung der Delta-Variante abbremsen.
Vierte Welle? „Es liegt an uns!“
Auch Spahn rief die Bundesbürger dazu auf, weiter vorsichtig zu sein. Ob es zu einer vierten Welle komme, „liegt an uns“. Aus einem zu sorglosen Sommer dürfe kein „Sorgenherbst“ werden. Draußen gehe wieder „ziemlich viel“. In Innenräumen sei weiter Vorsicht geboten – hier sollte nach Möglichkeit eine Schutzmaske getragen und gut gelüftet werden.
Urlaub sei nach dem langen Lockdown wichtig, jeder sollte sich nach der Rückkehr nach Deutschland aber testen lassen, mahnte Spahn.