Schlechte Arbeitsbedingungen

Studie: Ambulante Pflegedienste halten Hitze für eine große Gefahr

Hohe Temperaturen beeinträchtigen sowohl das Leben von Senioren als auch die Arbeit der Beschäftigten ambulanter Pflegedienste. Die Erschöpfung nimmt an heißen Tagen zu - so das Ergebnis einer Umfrage.

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Pflegekräfte müssen darauf achten, dass Senioren an heißen Tagen viel trinken.

Pflegekräfte müssen darauf achten, dass Senioren an heißen Tagen viel trinken.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Berlin. Beschäftigte ambulanter Pflegedienste sehen Hitze als große Gefahr für pflegebedürftige Menschen an. Das hat eine Umfrage der der gemeinnützigen Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ergeben, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Befragt wurden 1.000 Leitungspersonen und Qualitätsbeauftragte ambulanter Dienste.

Demnach war Hitzebelastung auch im Sommer 2023 ein drängendes Problem: 44 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer schätzen, dass es in den drei Monaten vor der Befragung in ihrer Region oft oder sehr oft so heiß war, dass damit ein gesundheitliches Risiko für die von ihnen versorgten pflegebedürftigen Menschen verbunden gewesen ist.

Die Analyse zeigt auch, dass über die Hälfte der Pflegedienste in dieser Zeit mindestens eine Hitzewelle bewältigen musste. Generell machen sich 40 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger große Sorgen über negative Auswirkungen von Wetterextremereignissen wie Hitzewellen auf die Gesundheit der Menschen in ihrer Region.

Hohe Temperaturen führen zu geistiger Erschöpfung

Wetterlagen, die hohe Temperaturen bescheren, wirkten sich auch auf die Pflegekräfte aus. So kommt rund ein Drittel zu der Einschätzung, dass körperliche Erschöpfung ihrer Kolleginnen und Kollegen bei Hitzewellen sehr oft (6 Prozent) oder oft (26 Prozent) zunimmt. Mit Blick auf geistige Erschöpfung sagt rund ein Viertel, dass dies sehr oft (4 Prozent) oder oft (22 Prozent) der Fall sei. Das könne nicht nur die Arbeitsbedingungen verschlechtern, sondern auch gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit der pflegerisch versorgten Menschen haben. Zumal ein Fünftel (20 Prozent) der Leitungskräfte und Qualitätsbeauftragten bekundet, dass bei Arbeit unter Hitze mehr Fehler in ihrem Dienst auftreten.

Auch legt die Studie nahe, dass sich viele ambulante Pflegedienste intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie sie den Gesundheitsschutz ihrer Klientinnen und Klienten an heißen Tagen und Nächten verbessern können. Viele Dienste haben offenbar entsprechende Präventionsmaßnahmen ergriffen: So geben knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten an, dass es in ihrem Pflegedienst einen Hitzeaktionsplan gibt. In regionale Hitzeschutznetzwerke sind hingegen nur sehr wenige Pflegedienste eingebunden (unter 5 Prozent). Beide Maßnahmen gelten als wichtige Präventionsbausteine.

Fast alle Pflegedienste treffen Hitzeschutz-Maßnahmen

Auch in der Analyse, der bis zum Zeitpunkt der Befragung umgesetzten Einzelmaßnahmen zum Hitzeschutz von Mitarbeitern und Klienten in den einzelnen Diensten, ergibt sich ein differenziertes Bild: Über 90 Prozent der Einrichtungen haben laut den Studienteilnehmern schon verschiedene Maßnahmen aus einem im Rahmen der Befragung vorgelegten Katalog von empfohlenen Vorkehrungen getroffen. 47 Prozent haben sogar relativ viele (11 bis 15) solcher Maßnahmen umgesetzt.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. So berichten beispielsweise 55 Prozent der Teilnehmenden, in ihrem Pflegedienst seien noch keine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zum Thema Hitzeschutzmaßnahmen geschult worden. Etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) geben an, bei ihnen würde nicht geprüft, ob Klientinnen und Klienten zu einer Risikogruppe für hitzebedingte Gesundheitsprobleme gehören.

Verschattungsmöglichkeiten im eigenen Zuhause

Der Vorstandsvorsitzende der ZQP, PD Dr. Ralf Suhr, weist auf weitere dringende Aufgaben hin, die erledigt werden müssten, um ältere hilfebedürftige Menschen besser vor den Einwirkungen von Sonne und Hitze zu schützen. Eine zentrale Aufgabe sieht er im Bereich des Wohnumfelds. „Ein wichtiger Aspekt für Prävention und Gesundheitsförderung ist, dass das eigene Zuhause und das umgebende Quartier die Möglichkeiten für eine weitestgehend selbstständige Lebensführung sowie für soziale Teilhabe von älteren pflegebedürftigen Menschen erhöht - und vor allem nicht senkt.“

Das gelte eben auch für die heißen Phasen des Jahres. So seien zum Beispiel wirksame Verschattungsmöglichkeiten von Wohnungen, schattige Vorplätze und beschattete Sitzgelegenheiten im Umfeld der Seniorinnen und Senioren relevante Beiträge zu entsprechend pflegefreundlichen Lebensorten. (kaha)

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