Versorgungsforschung
Studie zeigt: Häusliche Pflege hat auch positive Seiten
Wissenschaftler aus Erlangen wollen zur Verbesserung der Pflegesituation in Deutschland beitragen. Sie kamen zu dem Schluss: Wer einen anderen Menschen pflegt, erlebt dadurch auch Zugewinne.
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Angehörige zu Hause zu pflegen ist anstrengend, kann in mancher Hinsicht aber auch bereichernd sein. Das hat eine Studie der Uni Erlangen ergeben.
© Mascha Brichta/picture alliance
Erlangen. Müdigkeit, Stress, wenig Freizeit und das Gefühl mangelnder Anerkennung: Angehörige, die zum Beispiel einen Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld pflegen, empfinden ihre Tätigkeit oft als überfordernd oder psychisch belastend. Ein Forschungsteam des Uniklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) konnte nun jedoch in einer aktuellen Studie(https://tinyurl.com/39ttt7xn) auch positive Seiten nachweisen, die mit einer Pflegetätigkeit verbunden sind.
Damit wollen die Wissenschaftler um Forschungsprojektleiterin Dr. Anna Pendergrass vom Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Uniklinikums Erlangen zur Verbesserung der Pflegesituation in Deutschland beitragen. Deshalb erforschten sie die sogenannten Zugewinne durch die häusliche Pflege.
Speziellen Fragebogen entwickelt
Um diese wissenschaftlich gültig zu erfassen, hatten die Forschenden einen speziellen Fragebogen für pflegende Angehörige (https://tinyurl.com/mvxjdjpr) entwickelt. „Mit dessen Hilfe erfahren diese einen Nutzen für sich selbst. Sie lernen aber auch, dass der erlebte Nutzen das Ergebnis ihrer Pflegetätigkeit ist“, heißt es in der Pressemitteilung. Mehr als 900 pflegende An- und Zugehörige wurden befragt.
Und das kam laut Pressemeldung der FAU heraus: 61,7 Prozent gaben an, dass ihnen durch die Pflegetätigkeit deutlicher geworden sei, welche Werte ihnen persönlich in ihrem Leben wichtig sind. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmenden habe „viel dazu gelernt“. 41 Prozent berichteten, ihre Zeit besser organisieren zu können.
Geduldiger und reifer geworden
Weitere Erfahrungen: Die pflegenden Angehörigen seien geduldiger und reifer geworden, erlebten mehr Wertschätzung von anderen oder hätten eine positivere Lebenseinstellung gewonnen. „Die Zugewinne werden völlig unabhängig von der Belastung und der Dauer der Pflege erlebt“, berichtet überdies Professor Elmar Gräßel als einer der Co-Autoren der Studie und Projektleiter bei digiDEM Bayern, dem Digitalen Demenzregister Bayern (https://digidem-bayern.de/).
Und wie geht’s nun weiter? Auf Basis der erforschten Benefits könnten praktische Maßnahmen entwickelt und die Lebenssituation von Pflegenden und Gepflegten verbessert werden. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der häuslichen Pflege in Deutschland, sind sich Pendergrass und Gräßel einig. Mehr zum Forschungsprojekt „Benefits of Being a Caregiver“ unterhttps://tinyurl.com/5dbmj2jk (mic)