Vorstandsgehälter

TK-Chef ist der Kassen-Krösus

Die Barmer GEK will sparen - und 3500 Stellen streichen. Ihr Chef Christoph Straub hingegen durfte sich 2013 über ein fettes Gehaltsplus freuen. Nur sein Kollege von der Techniker Krankenkasse verdiente noch mehr.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Krankenkassen haben offengelegt, wie viel ihre Chefs wert sind.

Die Krankenkassen haben offengelegt, wie viel ihre Chefs wert sind.

© Martin Ruge / fotolia.com

BERLIN. Die Vorstände der Ersatzkassen sind die Großverdiener unter den Kassenchefs. Angeführt wird die Parade vom Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse Jens Baas, der 2013 mit rund 289.000 Euro nach Haus gegangen ist.

Gegenüber seinen Bezügen aus 2012 waren das 12.000 Euro mehr. Baas leitet die mit rund 8,7 Millionen Versicherten seit diesem Jahr größte Krankenkasse in Deutschland.

Die dickste Gehaltsaufbesserung erzielten 2013 allerdings die Vorstände der Barmer GEK (ebenfalls rund 8,7 Millionen Versicherte). Zusammen mit einem Bonus von 25.000 Euro brachte es Christoph Straub auf aufgerundete 283.000 Euro, fast 33.000 Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Dass die satte Prämie mit dem angekündigten Umbau der Kasse, der Schließung von 400 Filialen und dem mittelfristigen Abbau von 3500 Stellen zusammenhängen könne, weist Unternehmenssprecher Athanasios Drougias von sich.

"Die Gehaltssteigerung geht vielmehr auf eine einmalige Sonderzahlung für den erfolgreichen Umbau der Hauptverwaltung, für die Einführung neuer Leistungen und Produkte sowie für die Umsetzung des neuen Markenauftritts zurück", sagte Drougias der "Ärzte Zeitung".

Schwere Zeiten hat auch die DAK Gesundheit hinter sich, die als eine von wenigen Kassen bis April 2012 einen Zusatzbeitrag erhoben hatte.

2013 erhielt ihr Vorsitzender Professor Herbert Rebscher rund 247.000 Euro, nur wenig mehr als ein Jahr zuvor. Ingo Kailuweit von der KKH kam auf 204.000 Euro.

KVen melden bis Mitte März

Jedes Jahr bis spätestens zum Beginn des meteorologischen Frühlings am 1. März muss die Selbstverwaltung die Bezüge ihrer Vorstände im Bundesanzeiger offen legen. Die Vorstände des AOK-Bundesverbandes (180.000 Euro plus 35.000 Euro Zulage) waren schon Mitte Januar dort präsent.

Dr. Doris Pfeiffer als Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes bekam von ihrer Dienststelle 2013 rund 240.000 Euro überwiesen, was einem Plus von 5000 Euro entspricht. Ihr Stellvertreter, Johann-Magnus Freiherr von Stackelberg, bezog 5000 Euro weniger als sie, Vorstand Gernot Kiefer 15.000 Euro weniger.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben ihre Veröffentlichungen dagegen erst für kommende Woche angekündigt. Der zum 1. März verabschiedete KBV-Vorstandsvorsitzende, Dr. Andreas Köhler, hatte 2012 rund 335.000 Euro bezogen.

Ulla Schmidt pochte auf Transparenz

Die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte vor zehn Jahren diese Regel eingeführt, um die Selbstverwaltung zu mehr Transparenz zu zwingen. Ausweislich des Bundesanzeigers müssen die Höhe der Fixgehälter, variable Vergütungsbestandteile, Zulagen, die private Nutzung von Dienstfahrzeugen, Pensionsansprüche und Entschädigungen zum Beispiel bei Amtsentpflichtungen angegeben werden.

Bei den AOKen fallen die im Verhältnis zu den Grundgehältern hohen Zulagen auf. Die Spitze hält die AOK Plus. Rolf Steinbronn, der Vorgänger des aktuellen Vorstandes Rainer Striebel, bezog 191.500 Euro plus 55.000 Euro Prämie.

Das andere Ende der Skala stehen die AOK Rheinland-Hamburg, die die Arbeit ihres Vorstandes 2013 mit rund 180.000 Euro einschließlich etwa 29.000 Euro Zulage vergütete, und die AOK Sachsen-Anhalt, die ihrem Vorstand im Vergleich zur AOK Rheinland-Hamburg 400 Euro weniger bezahlte.

Bei den Ortskrankenkassen hängt die Höhe der Zulagen vom Erreichen von mit den Verwaltungsräten vertraglich vereinbarten Zielen ab. Bei der AOK Baden-Württemberg könne die variable Vergütung bis zu 30 Prozent betragen, sagte ihr Sprecher Kurt Wesselsky der "Ärzte Zeitung".

Für ihren Chef Christopher Herrmann ging die Kasse bis hart an diese Grenze heran. Die 51.000 Euro Aufschlag auf das Grundgehalt von 172.500 Euro, rund 11.500 Euro mehr als im Vorjahr, bedeuteten eine Prämie von 29,57 Prozent. 120.000 Neukunden habe die Kasse im vergangenen Jahr gewinnen können, so Wesselsky.

Große Bandbreite bei BKKen und IKKen

Große Unterschiede gibt es bei den Betriebskrankenkassen, gerade auch bei den variablen Vergütungsbestandteilen, die 2013 nicht alle BKKen ihrem Spitzenpersonal gewährten. E

ine Spitzenprämie hat aber der ausgeschiedene Chef der Energie-BKK Dieter Poppe eingenommen. 74.200 Euro weist der Bundesanzeiger aus, aufgesetzt auf ein Fixum von rund 125.500 Euro.

Bei den zum Teil eher kleinen BKKen können die Vorstands- und Geschäftsführervergütungen nicht nur in Einzelfällen auch auf deutlich unter 100.000 Euro ohne Zulagen sinken.

Eine deutliche Bandbreite weisen auch die Vorstandsgehälter der Innungskrankenkassen auf.

So gab es für den Vorstandsvorsitzenden der IKK Classic in Dresden, Gerd Ludwig, rund 193.000 Euro plus 23.000 Euro an Zulagen. Die IKK Gesund plus vergütete die Arbeit ihres Vorstandes mit gut 87.000 Euro ohne Bonus.

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Kommentare
Dipl.-Med Wolfgang Meyer 06.03.201410:25 Uhr

Transparenz und Angemessenheit

In einer Zeit, da Mindestlohndebatte, Leiharbeit und Outsourcing gerade auch im Gesundheitswesen Tagesthemen geworden sind, erscheinen solche Ver-
gütungen natürlich unanständig! Ich gehe einmal von einem Bruttogehalt aus. Dann bleiben bei Höchststeuersatz immer noch über 10000 Euro netto als Monatssalär! Nun gut, hier müßte man genaus hinsehen, welche Verant-
wortlichkeiten dafür bestehen und getragen werden. Allerdings besteht für
mich schon ein Kontrast zur Verantwortung von Ärzten und Schwestern am Krankenbett! Zudem die Tätigkeit an der Spitze einer Krankenkasse, es geht hier um die Verwaltung von Versichertengeldern in einem angeblich solidarisch organisierten System, für mich nicht vergleichbar ist mit der Aufgabe eines CEO an einer Firmen- oder Konzernspitze!

Dr. Joachim Malinowski 06.03.201410:02 Uhr

55.000 Euro Prämie!!

Das läßt sich sehen.

Wenn ich von meinem Arbeitgeber für jede erledigte Arbeit eine Prämie bekäme, wäre mein Arbeitgeber bald pleite.
Ehrlich, ich verstehe die Gewährung dieser Prämienzahlungen zu dem fetten Grundgehalt nicht wirklich. Wird denn ohne Prämienaussicht nur "Dienst nach Vorschrift" gemacht?

Dass dies alles n i c h t gegenfinanziert wird duch z.B. Abbau von Stellen, soll man glauben. Dazu bedarf es dann schon einer großen Menge an "Glaubenskapazität".

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