Tier- und Humanärzte gegen Klinikinfektionen
Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt möchte den Austausch von Human- und Tiermedizinern vorantreiben. Weniger Antibiotika-Resistenzen sind das Ziel.
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Viele Vögel - nicht selten werden sie mit Antibiotika "vollgepumpt".
© Ingo Wagner / dpa
HANNOVER (cben). Mehr Zusammenarbeit von Human- und Tiermedizinern forderte der Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA), Dr. Matthias Pulz.
"Zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes und der Verminderung von Antibiotikaresistenzen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unverzichtbar", sagte Pulz beim Niedersächsischen Forum gesundheitlicher Verbraucherschutz in Hannover.
Thema der Veranstaltung: "Antibiotika-Einsatz in der Tierproduktion - ein Risiko für den Verbraucher?"
"Krankenhausinfektionen durch antibiotikaresistente Erreger sind eine der wichtigsten infektiologischen Herausforderungen unserer Zeit", so Pulz.
Um Antibiotika-Resistenzen in Kliniken zu ermitteln und zu bewerten, hat das NLGA mit dem Sentinel-System ARMIN im Land ein Antibiotika-Resistenz-Monitoring etabliert. Es ermöglicht auch Auswertungen zu regionalen Trends.
Jede fünfte MRSA-Infektion vom Tier
Das NLGA konnte 2011 in einem fünftägigen Aufnahme-Screening von 5000 Patienten in mehr als zwanzig niedersächsischen Krankenhäusern zeigen, dass 124 der Patienten schon mit MRSA besiedelt in die Klinik kamen, das entspricht 2,57 Prozent.
Eine Zahl, die sich auch bei anderen Studien in Deutschland gezeigt habe, sagte Pulz der "Ärzte Zeitung". Eine Besonderheit sei aber, "dass 21 Prozent der Infektionen nachweislich vom Tier kommen."
Vor allem die extensive Tiermast im Land sei ursächlich für diesen hohen Wert. Auch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) betonte den Zusammenhang der Antibiotika-Resistenzen bei Mensch und Tier.
"Der sorgfältige Umgang mit diesen Arzneimitteln ist angesichts der Resistenzproblematik zwingend geboten", sagte Lindemann.
Die human- und tiermedizinische Forschung müsse noch enger zusammenarbeiten, "Daten austauschen und nach gemeinsamen Erklärungsmustern für Resistenzen suchen", sagte Pulz.