Zukunft des NHS

Trotz Brexits streitet das Unterhaus wieder

Gesundheitspolitik hat im britischen Parlament schon lange nicht mehr stattgefunden. Der Brexit diktiert die Agenda. Am Mittwoch warnte Labour vor der Privatisierung des NHS.

Von Arndt Striegler Veröffentlicht:

London. Das britische Parlament ist seit rund drei Jahren mehr oder weniger gelähmt durch die Brexit-Debatte. Am Mittwoch wurde nun erstmals seit langem wieder ausführlich über gesundheitspolitische Themen debattiert – sehr zur Erleichterung der britischen Ärzteschaft, die von einem „gefährlichen Reformstau“ spricht.

Die teils sehr emotional geführte Debatte im Unterhaus war gekennzeichnet von unterschiedlichen Positionen von Regierung und Opposition, wie sich der staatliche Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) in den kommenden Jahren entwickeln soll und wo die gesundheitspolitischen Schwerpunkte liegen.

Labour warf der Regierung vor, den Brexit zu benutzen, um Großbritanniens Kliniken und Arztpraxen „scheibchenweise privatisieren“ zu wollen. „Schützen sie unseren Gesundheitsdienst vor Trump!“, forderte Jonathan Ashworth. Der gesundheitspolitische Sprecher von Labour vermutet, die USA könnten in den nach dem Brexit anstehenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen versuchen, Teile des Gesundheitsdienstes an sich zu reißen und US-Firmen ins Geschäft zu bringen.

Das bestreitet die Regierung unter Boris Johnson zwar. Dennoch sickern immer wieder Informationen durch, wonach entsprechende Vorgespräche mit US-amerikanischen Firmen bereits angelaufen sind.

Die Regierung kündigte außerdem Millionen-Investitionen in den NHS und hier besonders in den primärärztlichen Sektor und die Kliniken an, die seit Jahren überlastet und unterfinanziert sind.

Als weiteres Vorhaben nannten Regierungsvertreter, man wolle es ermöglichen, klinische Studien für neue Arzneimittel und Therapien im NHS „unbürokratischer und schneller“ einzuführen. Das wird von der Pharmaindustrie im Königreich begrüßt.

Ferner kündigte die Regierung Johnson eine Reform und mehr Geld für die Psychiatrie sowohl den stationären als auch den ambulanten Sektor an. Diese Vorhaben waren bereits vor Jahren unter der damaligen Regierungschefin Theresa May eingefädelt worden, lagen dann aber jahrelang wegen des Brexits auf Eis.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Pauschalangebote besonders beliebt

Immer mehr Briten werden zu Medizintouristen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Belastungsfähigkeit verbessern

Regelmäßig in die Sauna – hilft das bei Herzinsuffizienz?

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken