Spitzabrechnung für das erste Quartal
Trotz ausgeglichenen Ergebnisses: Kassen stehen vor „erheblichen Risiken“
AOK, IKK und die Knappschaft sind leicht im Plus. Die Ersatzkassen verzeichnen ein dreistelliges Minus. Das GKV-Defizit für 2021 fällt um eine Milliarde Euro höher aus als bislang erwartet.
Veröffentlicht:
Einnahmen und Ausgaben der 97 gesetzlichen Krankenkassen hielten sich zwischen Januar und März 2022 ausweislich der Quartalsrechnung nahezu die Waage.
© fotomek / stock.adobe.com
Berlin. Die Bundesregierung hat am Wochenende angekündigt, auch über das Jahr 2022 für eine „stabile und verlässliche Finanzierung“ der gesetzlichen Krankenversicherung zu sorgen. Anlass war die Veröffentlichung des spitz abgerechneten Rechnungsergebnisses der Gesetzlichen Krankenversicherung im ersten Quartal 2022 am Wochenende.
„Das ausgeglichene Finanzergebnis im ersten Quartal zeigt, dass der im letzten Herbst beschlossene ergänzende Bundeszuschuss von 14 Milliarden Euro die Beitragssätze und die GKV-Finanzen wirksam und zielgenau unterstützt hat“, kommentierte Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach die Zahlen. Laut der Abschlussrechnung für 2021 sind die gesetzlichen Krankenkassen tiefer in den roten Zahlen als bisher angenommen. Das Defizit lag mit 6,7 Milliarden Euro um knapp eine Milliarde höher als bisher bekannt.
Einnahmen und Ausgaben halten sich die Waage
Einnahmen und Ausgaben der 97 gesetzlichen Krankenkassen hielten sich zwischen Januar und März 2022 ausweislich der Quartalsrechnung nahezu die Waage. Die Ausgaben lagen 16 Millionen Euro über den Einnahmen von 71,7 Milliarden Euro. Die Beitragseinnahmen ohne Zusatzbeiträge legten im Vergleich zum ersten Quartal 2021 um 4,0 Prozent zu. Die aktuellen Entwicklungen bärgen allerdings „erhebliche wirtschaftliche Risiken“, räumt das Ministerium ein, ohne konkret den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen auf die Wirtschaft zu benennen.
Überschüsse erzielten die AOK mit 81 Millionen, die Innungskrankenkassen mit 64 Millionen und die Knappschaft mit 17 Millionen Euro. Die Ersatzkassen verzeichneten ein Minus von 199 Millionen und die Betriebskrankenkassen von acht Millionen Euro. Die Kassen verfügten zum Quartalsende über Reserven von 9,9 Milliarden Euro, was in etwa dem Doppelten der gesetzlich vorgesehenen Mindestreserve von 0,2 Monatsausgaben entspricht. Die Reserve ist bereits im Blick des Gesundheitsministers, der aktuell ein Finanzstabilisierungsgesetz für die Gesetzliche Krankenversicherung vorbereitet.
Hohe Dynamik bei Ärzten, Krankenhäusern und Arzneimitteln
Der Gesundheitsfonds wiederum verzeichnete im erstem Quartal ein Defizit von 2,2 Milliarden Euro, das das Gesundheitsministerium mit den unterjährig schwankenden Zuflüssen erklärt.
In den Leistungsausgaben sind weiterhin Pandemie-Effekte enthalten. Sie stiegen gegenüber dem Vergleichsquartal um 5,7 Prozent. Die höchste Dynamik hätten die Ausgaben für Arzneimittel, die niedergelassenen Ärzte und die Krankenhäuser entwickelt. So seien die Ausgaben für die ambulant-ärztlichen Behandlungen um 2,7 Prozent gestiegen, die für die Krankenhäuser um 4,3 und die für die Arzneimittel um 6,5 Prozent. Damit flossen von den Leistungsausgaben in Höhe von knapp 11,5 Milliarden Euro in die ambulante Behandlung, knapp 20,5 Milliarden in die stationäre Versorgung und 11,3 Milliarden in die Arzneimittelversorgung. (af)