Erodierende Leistungsfähigkeit

Umfrage: Vertrauen ins Gesundheitssystem sinkt rapide

Lange Wartezeiten auf Arzttermine, Engpässe bei Medikamenten, Defizite bei Kranken- und Pflegekassen: Immer mehr Bürger verlieren offenbar das Vertrauen in das Gesundheitssystem.

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Blick in ein Wartezimmer

Lange Wartezeiten auf Arzttermin: Für drei Viertel der Bundesbürger ein Ärgernis.

© Jens Büttner/dpa/dpa-Zentralbild/picture alliance

Frankfurt/Berlin. Das Vertrauen der Bundesbürger ins Gesundheitssystem sinkt einer Umfrage zufolge rapide. Jeder zweite ist überzeugt, dass die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems erodiert.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen am Donnerstag veröffentlichten Befragung des Demoskopischen Instituts Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Zwar hält die große Mehrheit den bisherigen Status quo für (noch) zufriedenstellend; innerhalb von nur zwei Jahren ging dieser Anteil jedoch von 81 auf 67 Prozent zurück.

Dass sich die Versorgung langfristig verschlechtere, befürchte die Bevölkerung schon seit langem, schreibt die Zeitung. Nun erlebe sie diese Entwicklung aber hautnah. 40 Prozent der Befragten ziehen demnach die Bilanz, dass sie in den vergangenen zwei, drei Jahren schlechtere Erfahrungen mit der ärztlichen Versorgung gemacht hätten als zuvor; nur sieben Prozent berichteten von besseren Erfahrungen. Damit hat sich die Bilanz der persönlichen Erfahrungen seit 2019 drastisch verschlechtert.

Engpässe und Mangelsituationen

Grund für diese Entwicklungen sind laut Zeitung vor allem Erfahrungen mit Engpässen und Mangelsituationen. 77 Prozent der Bevölkerung hätten in den vergangenen Jahren persönlich oder bei einem Familienmitglied erlebt, dass lange Wartezeiten auf einen Arzttermin in Kauf genommen werden mussten, 54 Prozent, dass ein Medikament nicht verfügbar gewesen sei. 43 Prozent hätten erlebt, dass es schwierig war, einen Arzt zu finden, bei dem man überhaupt als Patient aufgenommen wurde.

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Diese letzte Erfahrung beeinflusse das Vertrauen in das Gesundheitssystem mehr als alles andere, schreibt die Zeitung. Von teilweise längeren Wartezeiten auf einen Arzttermin und Medikamentenengpässen berichtet demnach auch die Mehrheit derjenigen, deren Vertrauen in die Versorgung ungebrochen ist. Von ihnen habe jedoch nur eine Minderheit die Erfahrung gemacht, dass es schwierig war, überhaupt als Patient angenommen zu werden, dagegen 63 Prozent derjenigen, die dem System nicht mehr vertrauen.

In schwächeren sozialen Schichten erhält das Vertrauen laut Bericht häufiger auch einen Schlag, wenn die eigene Krankenkasse den Leistungskatalog einschränkt. Die große Mehrheit sei zwar schon seit Jahren überzeugt, dass die Krankenversicherungsbeiträge steigen, verstärkt Zuzahlungen fällig und Leistungen verringert würden.

Die schwächeren sozialen Schichten fürchteten dies aufgrund ihrer geringeren finanziellen Spielräume jedoch weitaus mehr als die mittleren und höheren Schichten. Für die Umfrage wurden im Juli insgesamt 1.003 Bürger mündlich-persönlich befragt.

Gespaltene Meinung zur Dämpfung der Pflegebeiträge

In der Frage, wie sich steigende Sozialversicherungsbeiträge in den nächsten Jahren dämpfen lassen, sind die Meinungen ziemlich gespalten, wie aus ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Umfrageergebnissen des „Deutschland-Trends“ des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervorgeht. Für die Studie wurden von Ende Juni bis Anfang August insgesamt 2.006 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt.

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Die größte Zustimmung findet demnach das vom Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) vorgelegte Konzept eines „neuen Generationenvertrags“ in der Pflegeversicherung. Diesem Modell zufolge würden Jüngere ihr Pflegerisiko über private Vorsorge weitgehend eigenständig absichern. Gut 40 Prozent der Befragten sympathisieren mit der Idee – ein knappes Drittel (30 Prozent) senkt den Daumen.

Die Zustimmung nimmt mit dem Alter zu: Unter den jüngsten Teilnehmern der Befragung im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sprechen sich 34 Prozent dafür aus. Bei den 60-Jährigen und Älteren sind 48 beziehungsweise 47 Prozent offen für den Vorschlag. Für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gehen 39 Prozent der Befragten bei der Idee mit, die Beiträge an die jeweiligen Einnahmen zu koppeln – 31 Prozent halten dies für nicht zielführend. (KNA/hom)

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