Neue Stiftungsprofessur
Uniklinik Frankfurt nimmt Multimedikation in den Fokus
Digitale Entscheidungshilfen, Big Data und interdisziplinärer Austausch: Mit einer Stiftungsprofessur soll an der Uniklinik Frankfurt erforscht werden, wie multimorbide Patienten besser mit Arzneien versorgt werden.
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Marjan van den Akker, international anerkannte Expertin im Bereich Multimorbidität und Multimedikaktion, wurde auf die neue Stiftungsprofessur für Multimedikation und Versorgungsforschung im Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt berufen.
© Arne Dedert / dpa / picture alliance
Frankfurt / Main. Das Universitätsklinikum Frankfurt am Main will sich verstärkt dem Thema Multimedikation annehmen. Professor Marjan van den Akker soll als neue Stiftungsprofessorin für Multimedikation und Versorgungsforschung an der Goethe-Uni die Forschung zu diesem Thema vorantreiben.
Etwa zehn Prozent der Erwachsenen nehmen fünf Arzneien oder mehr ein, unter den 70- bis 79-Jährigen seien es sogar über 40 Prozent, erinnerte van den Akker bei einer Veranstaltung am Uniklinikum Frankfurt am Main zum Antritt ihrer Professur. Ein Problem sind dabei nicht nur mögliche unerwünschte Wirkungen oder Interaktionen der Medikamente. Viele Patienten seien trotz der Vielzahl der Arzneien, die sie einnehmen, unterversorgt, etwa was die Schmerztherapie anginge, so van den Akker.
Für ihre Forschung, etwa zu epidemiologischen Analysen und Prognosen, will van den Akker unter anderem Versorgungsdaten nutzen, die der Datendienstleister Insight Health, Stifter der Professur, sowie die Barmer liefern.
Damit die Forschungsergebnisse schnell in der Praxis ankommen, betreut van den Akker zudem das neugegründete Frankfurter Forum für Multimorbidität und Multimedikation (FM2), das für einen Zeitraum von sechs Jahren von Insight Health und der Barmer unterstützt wird. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Bürger, Patienten, Hausärzte, aber auch internationale Experten und gesundheitspolitische Akteure. In Bürgerdialogen, Workshops und Symposien soll ein interdisziplinärer Austausch gefördert werden.
Ein Forschungsgebiet von van den Akker ist auch die Weiterentwicklung intelligenter, digitaler Entscheidungsunterstützung für Ärzte, die etwa auf mögliche kontraindizierte Arzneien aufmerksam macht.
Dass dort Bedarf besteht, verdeutlichte Professor Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni Frankfurt „Wir haben in Deutschland leider eine sehr bunte Praxis-EDV.“ Manche Systeme gäben Hinweise, andere nicht. Einige warnten so häufig, dass Ärzte sie abschalteten. Oder sie berücksichtigten nicht die Krankheit des Patienten, denn auch hier könnte es Interaktionen mit Arzneien geben. „Für eine komplexe Analyse des Patienten ist die deutsche EDV nicht geeignet.“
Hoffnung macht Gerlach die elektronische Patientenakte. „Erst wenn wir in Deutschland eine elektronische Patientenakte und einen elektronischen Medikationsplan bekommen, erhalten wir die Transparenz darüber, was eigentlich eingenommen wird und wer verordnet.“ Das alleine könne schon viel bewirken. (grz)