Umfrage zeigt
Viel Unwissenheit rund um Masern-Impfung
Die meisten Erwachsenen wissen nicht, dass sie die Masern-Impfung brauchen. Das zeigt eine Umfrage der BZgA, die auf der Nationalen Impfkonferenz vorgestellt worden ist. Ein weiteres zentrales Ergebnis des Gipfels: Die Impfpflicht ist erstmal vom Tisch.
Veröffentlicht:BERLIN. Allen nach 1970 geborenen Bürgern legt die STIKO eine Masern-Impfung ans Herz - doch die große Mehrheit in der Zielgruppe weiß überhaupt nichts von der Empfehlung.
Das zeigt eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2014, die auf der Nationalen Impfkonferenz vorgestellt worden ist.
Die Aufklärung zur Masern-Impfung trägt in der Zielgruppe nur langsam Früchte: Aktuell gaben 74 Prozent der 1971 Befragten dieser Altergruppe an, von der Masern-Impfempfehlung noch nicht gehört zu haben. Bei einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2012 hatten dasselbe noch 81 Prozent gesagt.
Viele der im vergangenen Jahr befragten Menschen, die nach 1970 geboren sind, sehen den Umstand, dass sie ohne Masern-Schutz sind, darin begründet, dass sie bisher nie darauf angesprochen worden sind.
70 Prozent von 307 Befragten sagten, sie hätten deswegen keine Masern-Impfung erhalten, weil niemand sie auf die Notwendigkeit der Impfung hingewiesen habe.
Jeder Vierte sorgt sich über Nebenwirkungen
Aus Angst vor Nebenwirkungen verzichtete jeder Vierte auf den Piks. 19 Prozent glaubten fälschlicherweise, dass sie nicht zu der Zielgruppe der Masern-Impfung gehörten. Genauso viele sahen Masern als keine besonders schwere Krankheit an. 18 Prozent bezweifelten, dass eine Impfung vor Masern schützt.
Keinen Masern-Schutz hatten 9 Prozent der Befragten deswegen nicht, weil sie Impftermine verschwitzt haben. Ebenso viele gestanden, aus Angst vor Spritzen der Impfung fern zu bleiben.
Zwei Prozent stimmten der These zu, chronisch krank zu sein und nicht geimpft werden zu dürfen. Ebenfalls zwei Prozent gaben an, der Arzt habe ihnen von der Masern-Impfung abgeraten.
Anteil Impf-Befürworter steigt
Im Allgemeinen halten aber mehr Menschen als noch 2012 die Impfung im Kampf gegen Masern für bedeutend. Nach BZgA-Angaben sahen im Jahr 2014 insgesamt 75 Prozent der 4491 Befragten -Ungeimpfte wie Geimpfte - die Impfung für besonders wichtig oder wichtig an. Zwei Jahre zuvor hatten dem noch 69 Prozent (von 4483 Befragten) zugestimmt.
Generell scheint das Impfen wieder in der Bevölkerung an Akzeptanz zu gewinnen. Wie die BZgA festgestellt hat, ist der Anteil derjenigen, die Impfen uneingeschränkt befürworten, zwischen den Umfragen der Jahre 2012 und 2014 signifikant gestiegen: Von 37 Prozent auf 48 Prozent.
Impfpflicht ist erstmal vom Tisch
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Impfkonferenz, die am Donnerstag und Freitag in Berlin getagt hat, war: Im Kampf gegen Masern und Röteln setzen Bund und Länder auf Aufklärung und Beratung der Bevölkerung durch niedergelassene Ärzte. Die Impfpflicht ist vorerst vom Tisch.
Impfen solle freiwillig bleiben, sagte Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Gesundheitsministerin in Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Länder am Freitag. Deutschland wird das von der WHO ursprünglich ausgegebene Ziel, die Masern bis 2015 zu eliminieren, wohl reißen.
Dass Europa die internationalen Impfziele in diesem Jahr noch erreiche, sei „sehr ambitioniert“, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Deutschland hat Impflücken vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Die Impfquote bei der zweiten Masernimpfung betrage 92 Prozent, sagte Bätzing-Lichtenthäler. 95 Prozent würden angestrebt.
Impfplan soll auf den Weg gebracht werden
Die Gesundheitsministerkonferenz am Mittwoch in Bad Dürkheim wird die Geschäftsstelle für den Nationalen Impfplan 2015 - 2020 endgültig auf den Weg bringen. Die Stelle wird in München angesiedelt.
Die Kosten sollen zwischen Bund und Ländern geteilt werden. Wie viel Geld in die Hand genommen wird, steht noch nicht fest. Bekannt ist bislang der Beitrag des Landes Berlin. Er soll 5000 Euro im Jahr betragen.
Die Geschäftsstelle soll mit zwei Ärzten besetzt werden. Ihre Aufgabe solle sein, vorhandene Ressourcen zu koordinieren und Best Practice-Beispiele breit bekannt zu machen, um Doppelentwicklungen von Impfförderprogrammen zu vermeiden.