Weil Menschen nicht „funktionieren“

Viele Patienten leiden unter Stigmatisierung durch psychische Krankheit

Depressionen sind auf dem Weg zur gesellschaftlichen Akzeptanz, andere psychische Erkrankungen stigmatisieren Patienten aber immer noch. Der Forscher Dr. Sven Speerforck fordert schnellere Hilfen für Betroffene.

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Leipzig. Die Einstellung gegenüber Menschen mit Depressionen verbessert sich offenbar - die Einstellung gegenüber anderen Erkrankungen wie Psychosen oder Sucht jedoch nicht. „Im Gegenteil", sagte der Stigmatisierungsforscher Sven Speerforck in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Diese Schwierigkeiten wollen die Menschen tendenziell sogar noch mehr auf Abstand halten." Dies bestätigten Langzeitstudien.

Burnout und Depression würden stark mit Überlastung und Stress in Verbindung gebracht, erklärte der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie: „Sie gelten als Krankheiten, die man sich gewissermaßen erarbeitet hat." Es sei wichtig, dass über diese Krankheiten offener gesprochen werde. „Wenn aber anderweitig Erkrankte als Menschen von einem anderen Stern gelten, ist das sehr nachteilig. Ich befürchte, dass sie durchs Raster fallen könnten", so Speerforck.

Generell zeige sich „eine Art soziale Ökonomisierung der Gesundheit", kritisierte der Oberarzt an der Leipziger Uniklinik: „Der menschliche Wert wird oftmals daran bemessen, wie gut der Mensch funktioniert." Wichtig sei, dass diejenigen mit großem Leidensdruck möglichst schnell Hilfe erhielten. „Oft sind das nicht diejenigen, die überhaupt in der Lage sind, sich Unterstützung zu organisieren." Zudem brauche es mehr vorbeugende Programme. „Ob mehr Ressourcen für psychische Gesundheit zur Verfügung gestellt werden, ist eine politische Entscheidung - dahinter steht die Frage, wie viel psychische Gesundheit uns allen wert ist." (KNA)

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