Krieg im Gazastreifen

WHO und Unicef gelingt Rettung von Frühgeborenen aus Schifa-Klinik

Die Weltgesundheitsorganisation berichtet von desaströsen Zuständen im Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen. Nun wollte die WHO die letzten Patienten evakuieren. Zusammen mit Unicef ist das am Sonntagabend offenbar teilweise gelungen.

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Bis Sonntag lagen nach Meldungen der WHO 32 zu früh geborene palästinensische Babys im Schifa-Krankenhaus. Das Bild wurde am 13. November von Dr. Marawan Abu Saada der Nachrichtenagentur zur Verfügung gestellt. Inzwischen sind anscheinend 31 von ihnen gerettet worden.

Bis Sonntag lagen nach Meldungen der WHO 32 zu früh geborene palästinensische Babys im Schifa-Krankenhaus. Das Bild wurde am 13. November von Dr. Marawan Abu Saada der Nachrichtenagentur zur Verfügung gestellt. Inzwischen sind anscheinend 31 von ihnen gerettet worden.

© Dr. Marawan Abu Saada / AP / dpa

Genf/Gaza. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) arbeitet mit Hochdruck an einem Plan zur Rettung der verbliebenen Patientinnen und Patienten aus dem Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen. Das schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in der Nacht zum Sonntag auf dem Kurznachrichtenportal X. Mitarbeiter hätten das Krankenhaus am Samstag aufgesucht und eine desolate Lage vorgefunden. Es gebe dort kein Wasser, keinen Strom und keine Nahrungsmittel mehr und kaum noch medizinischen Bedarf.

Das Team habe am Eingang des Krankenhauses ein Massengrab vorgefunden und sei informiert worden, dass dort mehr als 80 Menschen begraben seien, schrieb die Weltgesundheitsorganisation in einer Mitteilung am Samstag. Es habe Spuren von Schüssen und Gewehrfeuer gegeben. Die Gänge und das Gelände des Krankenhauses seien voller medizinischer und anderer Abfälle, was das Infektionsrisiko erhöhe. Der Mangel an sauberem Wasser, Treibstoff, Medikamenten, Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Hilfsgütern in den vergangenen sechs Wochen habe dazu geführt, dass das Krankenhaus im Wesentlichen nicht mehr als medizinische Einrichtung funktioniere.

291 Patienten noch in der Schifa-Klinik

25 Angehörige von Gesundheitsberufen und 291 Patienten seien noch in dem Krankenhaus geblieben. Es habe mehrere Tote wegen der aktuellen Lage gegeben. Unter den Patienten seien auch 32 Babys in kritischem Zustand und 22 Dialyse-Patienten, die dringend lebensrettende Maßnahmen benötigten.

„Angesichts dieser erbärmlichen Situation und des Zustands vieler Patienten bat das Personal um Unterstützung bei der Evakuierung von todkranken Patienten, die dort nicht mehr versorgt werden können“, schrieb der WHO-Chef. Man arbeite mit Partnern daran und verlange Unterstützung für diesen Plan. Tedros nannte weder Israel, dessen Militär das Krankenhaus eingenommen hat, noch die im Gazastreifen regierende extremistische Palästinenserorganisation Hamas beim Namen. „Die derzeitige Situation ist unerträglich und nicht zu rechtfertigen“, schrieb er. „Feuerpause. JETZT“, fügte er auf dem Kurznachrichtenportal hinzu.

Unicef meldet Rettung von 31 Frühgeborenen

Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind später am Sonntag insgesamt 31 Frühgeborene, aus dem Schifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens „gerettet und in den Süden verlegt“ worden. Unter extrem gefährlichen Bedingungen habe Unicef die Operation gemeinsam mit mehreren weiteren Organisationen durchgeführt, teilte Unicef Deutschland in Köln mit.

Die Neugeborenen seien auf Ersuchen der Gesundheitsbehörden in temperaturkontrollierten Inkubatoren unter Aufsicht medizinischen Personals aus dem Krankenhaus in das „Al-Helal Al-Emarati-Krankenhaus“ in Rafah im südlichen Gazastreifen verlegt worden. Dort würden sie nun stabilisiert und auf der Neugeborenen-Intensivstation betreut. „Unicef und seine Partner unterstützen die Identifizierung und Registrierung der Babys, um sie nach Möglichkeit mit ihren Eltern und Angehörigen zusammenzuführen“, hieß es.

Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen und ihr Personal müssten von Angriffen verschont bleiben, betonte das Kinderhilfswerk. Auch Unicef fordere weiterhin einen sofortigen humanitären Waffenstillstand und die Gewähr, dass lebensrettender Treibstoff und medizinische Hilfsgüter die Gesundheitseinrichtungen erreichten, wo auch immer sie sich befänden.

An der Verlegungsaktion der 31 Frühgeborenen waren den Angaben zufolge folgende weiteren Organisationen beteiligt: die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UN-Flüchtlingshilfswerk für Palästinenser (UNRWA), das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), der Minenaktionsdienst der Vereinten Nationen (UNMAS), der Palästinensische Rote Halbmond und Personal des Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt.

„Wofür sind die Vereinten Nationen denn da?“

Bereits am Freitag hatte Tedros die anhaltenden Angriffe Israels im Gazastreifen scharf kritisiert. Er verurteilte die Terrorangriffe auf Israel am 7. Oktober als völlig ungerechtfertigt. Aber das gelte auch für das, was darauf gefolgt sei: „Das Ausmaß der israelischen Reaktion scheint zunehmend ungerechtfertigt zu sein“, sagte Tedros am Freitag in einer Videoansprache an die UN-Generalversammlung in New York unter Verweis auf die hohen Todeszahlen im Gazastreifen.

Tedros stellte den Sinn der Vereinten Nationen infrage, wenn die Mitgliedsländer nicht in der Lage seien, das Blutvergießen zu stoppen. „Wofür sind die Vereinten Nationen dann da?“ fragte er. (dpa/KNA)

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