Corona-Pandemie im UK
Was unser Korrespondent mit Boris Johnson gemeinsam hat
Boris Johnson wird im Londoner St. Thomas Hospital wegen seiner COVID-19-Erkrankung intensivmedizinisch betreut. Unser Großbritannien-Korrespondent weiß, dass der Premierminister da sehr gut aufgehoben ist, denn er ist selbst dort Patient.
Veröffentlicht:London. Es kommt nicht alle Tage vor, dass man fast stündlich und dann gleich im Fernsehen an seine eigene Krankheitsgeschichte erinnert wird. Mir geht’s aber gerade so. Seitdem der britische Premierminister Boris Johnson wegen seiner COVID-19-Infektion im Londoner St. Thomas Hospital intensivmedizinisch betreut wird, seitdem steht die 840-Betten-Klinik im weltweiten Scheinwerferlicht.
Zu Recht, wie ich sagen muss. Denn die Universitätsklinik gehört mit ihrer geballten fachärztlichen Expertise zu einer der besten Kliniken Großbritanniens und Europas. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich dort seit über 30 Jahren selbst Patient bin. Ein dankbarer Patient, wie ich hinzufügen möchte…
Seit 33 Jahren Patient
Ich kann mich noch genau an meinen ersten Besuch dort vor nunmehr 33 Jahren erinnern. Als junger Reporter musste ich abends in die Notaufnahme. Irgendwas war mit meinem Fuß. Was genau das war, weiß ich heute nicht mehr. Was ich aber heute nach wie vor genau weiß ist, wie gut ich damals – frisch aus einer Kleinstadt in Niedersachsen angekommen und nur wenig Englisch sprechend – wie gut ich damals dort behandelt wurde.
Niemand fragte nach einem Ausweis. Niemand wollte vorher wissen ob American Express oder lieber Mastercard. Stattdessen fürsorgliche Krankenschwestern und -pfleger. Und Fachärzte, die wussten, was zu tun war: Wow! Der vielfach gescholtene staatliche Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS), zu dem St. Thomas bis heute gehört, hat auch Vorzüge…
Es ist interessant, dass der britische Premierminister nicht in eine der zahlreichen Londoner Privatkliniken ging, um sich behandeln zu lassen. Sondern sich für ein großes NHS-Krankenhaus entschied.
Ärzte retteten mein Leben
Was meine These bestätigt: Wenn’s wirklich mal hart auf hart geht, so wie bei Johnson jetzt, ist auf den NHS Verlass. Auch hier weiß ich, wovon ich schreibe. 2017 retteten mir die wunderbaren Ärzte im St. Thomas das Leben. Bakterielle Pneumonie in fortgeschrittenem Stadium. Vier Tage stationäre Behandlung inklusive intravenöser Antibiotika-Therapie. Am Ende war alles gut.
Das Fenster der „Albert Ward“ (Station), auf der ich damals lag, liegt übrigens unweit jenes Fensters, hinter dem der weltweite Medienzirkus vor der Klinik den schwerkranken Boris Johnson vermutet.
Ich wünsche Johnson, dass sein Aufenthalt im St. Thomas ein ähnliches Happy End nimmt wie meiner.