Neue Bedarfsplanung
Weniger Hausärzte für Sachsen
In Sachsen wurden die neuen Bedarfszahlen präsentiert - nicht zur Freude der Hausärzte. Jetzt heißt es: Noch mehr Überversorgung bei den Fachärzten und weniger offene Stellen bei Hausärzten.
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Die Neuausrichtung der Bedarfsplanung trifft im Freistaat vor allem die Hausärzte. Aber nicht jeder der neuen Bezirke ist gleich betroffen. Größere Fen hat die Neujustierung in der Region Leipzig.
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DRESDEN. Dr. Klaus Heckemann ist froh, "dass ich die Zahlen nicht erklären muss". Am Mittwoch, 26. Juni, tagte der gemeinsame Landesausschuss der Ärzte und Kassen, tags darauf wurden die Zahlen zur neuen Bedarfsplanung öffentlich.
Dass dies wohl kaum Grund zur Freude bieten werde, zeichnete sich in den vergangenen Wochen schon in anderen KVen ab. Tatsächlich kam es auch in Sachsen wie vom KV-Vorstandsvorsitzenden Heckemann befürchtet. Die Zahl der offenen Sitze sank - massiv bei den Hausärzten, leicht bei den Fachärzten.
379 Stellen waren nach dem alten Bedarfsplan im Freistaat offen, nun sind es nur noch 237. Neben den Hausärzten sind Augenärzte besonders betroffen.
Demografiefaktor wieder aufgezehrt
Der Vorsprung von gestern ist dabei der Verlust von heute. Klaus Heckemann verweist darauf, dass die KV Sachsen bereits 2011 den Demografiefaktor, im Gegensatz zu manchen anderen KVen, bei der Bedarfsplanung berücksichtigte.
Bei Hausärzten vervierfachten sich damals die offenen Sitze, statt zwölf konnten sich nun 108 Fachärzte zusätzlich niederlassen. "Als ältestes Bundesland profitierten wir von der Einführung des Demografiefaktors", so Heckemann. "Und das wurde mit der neuen Bedarfsplanung nun wieder verfrühstückt."
Besonders betroffen ist bei den Hausärzten die Region Leipzig. So ist nicht nur die Stadt Leipzig ab sofort gesperrt, sondern auch umliegende Gemeinden in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadt: Borna, Eilenburg, Schkeuditz und Wurzen. Das sind fünf der zehn Planungsbereiche im Leipziger Bezirk.
Diese Sperrung allerdings sei auch sinnvoll, so Heckemann. Da im etwas weiter von Leipzig entferntem Torgau dringend Hausärzte gesucht werden, sei es bisher hinderlich gewesen, dass Ärzte nach Leipzig gezogen wurden.
In den anderen beiden sächsischen KV-Bereichen sind die Sperrungen bei Hausärzten überschaubar: Im Bezirk Chemnitz sind zwei von 18 Planungsbereichen betroffen, im Raum Dresden einer von 19.
Mehr Planungsbereiche
Die Zahl der Planungsbereiche hat sich auf der Hausarzt-Ebene erhöht. So soll so eine kleinteiligere Planung auf genauere Abbildung der Versorgungslage möglich werden; Grundlage für den Neuzuschnitt waren die Altkreise vor der ersten sächsischen Kreisreform in den 1990ern.
Grund für eine relative Besserstellung des sächsischen Landes ist, dass jetzt einheitliche Verhältniszahlen für alle Planungsbereiche gelten: 1671 Patienten pro Hausarzt. Zuvor waren in den Großstädten weniger Patienten pro Arzt vorgesehen.
Auch die Augenärzte trifft es hart
Weniger Verwerfungen gibt es bei den Fachärzten. Was vor allem darin begründet ist, dass hier schon nach alter Bedarfsplanung massive Überversorgung zu verzeichnen war. "Die steigt jetzt einfach noch mehr", so KV-Chef Heckemann.
Einzig bei den Augenärzten in Chemnitz gibt es spürbare Auswirkungen: Statt 19 gibt es nur noch 7,5 offene Sitze. Insgesamt sind in ganz Sachsen noch 15,5 Facharztsitze offen.
Wie gravierend die Überversorgung auf dem Papier ist, zeigt sich besonders an den Kinderärzten. Bei knapp 160 Prozent liegt die Versorgungsquote im Weißeritzkreis - es ist die geringste im gesamten Land.
In der Sächsischen Schweiz sind 305 Prozent erreicht, hier gibt es bei knapp 4000 Kindern 14 Kinderärzte. Würden zwölf Ärzte von ihnen aufhören, rechnet KV-Chef Heckemann vor, gebe es immer noch Regelversorgung. "Das zeigt, wie absurd die Berechnungen teilweise sind."
Zusätzliche Sitze für Psychotherapeuten
Für Psychotherapeuten galt in ganz Sachsen bisher Überversorgung, wie die KV erklärte. Mit dem neuen Plan gibt es einige Entsperrungen. 24,5 zusätzliche Sitze sind nun offen für psychologische und ärztliche Psychotherapeuten.
Da in vielen Planungsbereichen zudem nicht die Mindestquoten für ärztliche oder Kinder und Jugendliche betreuende Psychotherapeuten ausgeschöpft sind, ergeben sich zusätzliche Zulassungsmöglichkeiten - insgesamt 63.