Corona-Krise

„Wirtschaftsweise“ senken Konjunkturprognose für 2021

Nun schrauben auch die „Wirtschaftsweisen“ ihre Wachstumserwartungen nach unten. Das größte Risiko für die Konjunktur: eine dritte Corona-Welle.

Von Andreas Hoenig Veröffentlicht:
Achim Truger, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, stellt bei einer Pressekonferenz das Jahresgutachten 2019/2020 vor.

Achim Truger, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, stellt bei einer Pressekonferenz das Jahresgutachten 2019/2020 vor.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin. Angesichts der anhaltenden Corona-Krise haben die „Wirtschaftsweisen“ ihre Konjunkturprognose für 2021 gesenkt. Im ersten Quartal wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung erwartet. Das teilte der Sachverständigenrat am Mittwoch mit.

Sie sehen außerdem das Risiko, dass ein starker Anstieg der Infektionszahlen die konjunkturelle Erholung verzögern könnte – vor allem wenn die Industrie stark von Einschränkungen und Betriebsschließungen betroffen wäre.

Es gebe aber Chancen für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung, wenn die Bevölkerung schneller als erwartet geimpft und Einschränkungen aufgehoben werden, so die „Wirtschaftsweisen“.

Minus zwei Prozent bis März 2021

Infolge der wieder angestiegenen Infektionszahlen und der aktuell noch andauernden Einschränkungen rechnen die Experten im ersten Quartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um etwa zwei Prozent.

Für das laufende Jahr erwartet der Sachverständigenrat ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 3,1 Prozent.

Damit wurden die bisherigen Erwartungen heruntergeschraubt. In der im November vorgelegten Prognose gingen die Experten noch von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,7 Prozent im Jahr 2021 aus.

Minus 4,9 Prozent in 2020

Nach einem Einbruch der Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um 4,9 Prozent rechnet die Bundesregierung im Moment mit einem Wachstum um 3,0 Prozent im Jahr 2021. Auch die Bundesregierung hatte ihre Prognose gesenkt.

„Sobald es gelingt, das Infektionsgeschehen effektiv zu begrenzen und größere Anteile der Bevölkerung zu impfen, dürften sich die von den Kontaktbeschränkungen oder Schließungen stark betroffenen Dienstleistungsbereiche wie das Gastgewerbe oder der stationäre Einzelhandel wieder beleben“, erklärte der „Wirtschaftsweise“ Achim Truger. „Dies dürfte zu einem kräftigeren Wachstum beitragen.“

Dritte Welle größtes Risiko

Als größtes Risiko für die Konjunktur in Deutschland sehen die Experten eine mögliche dritte Infektionswelle – und zwar dann, wenn diese zu Einschränkungen oder gar Betriebsschließungen in der Industrie führen würde. Im Frühjahr mussten Fabriken ihre Produktion einstellen, auch weil internationale Lieferketten unterbrochen waren. Das hatte zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung geführt.

Derzeit gehe es mit der Industrieproduktion aufwärts, so der Sachverständigenrat. Die internationalen Lieferketten seien bisher weitgehend intakt, die Nachfrage nach Waren aus Deutschland steige mit der fortschreitenden Erholung der Weltwirtschaft.

Unbedingt schneller impfen

Das Gremium forderte die Politik auf, das Tempo bei den Impfungen zu erhöhen. „Damit Deutschland das EU-Ziel, 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu impfen, bis Ende September 2021 erreicht, muss die aktuelle Anzahl der täglichen Impfungen in den Impfzentren um 50 Prozent gesteigert werden“, so die „Wirtschaftsweise“ Veronika Grimm. Haus- und Fachärzte sollten demnach in den Impfprozess einbezogen werden.

Die Politik plant dies – unklar ist aber derzeit, ab wann. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als die „Wirtschaftsweisen“ bezeichnet. (dpa)

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