Münchner Lebern
Wurden Laborwerte manipuliert?
Schummeleien bei Leberspenden auch in München? Noch bis Anfang der Woche wies das Klinikum rechts der Isar diese Bericht zurück. Jetzt verdichten sich die Zeichen, dass womöglich doch manipuliert wurde.
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Klinikum rechts der Isar: Wurden doch Blutwerte manipuliert?
© Liz Lenormand / imago
MÜNCHEN (sto). Am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München gibt es jetzt den Verdacht, dass bei der Vergabe von Spenderorganen möglicherweise doch manipuliert worden sein könnte.
Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" existiert ein Gedächtnisprotokoll eines Arztes, das der Klinik vorliegt, welches den Verdacht nahelegt, dass in mindestens einem Fall ein Blutwert vorsätzlich manipuliert wurde, um einen Patienten bei der Organverteilung gezielt zu bevorzugen.
Ein hoher Gerinnungswert in einer Blutprobe habe die Transplantation bei dem betreffenden Patienten dringlich erscheinen lassen, tatsächlich stamme die Blutprobe aber nicht von diesem Patienten. Eine versehentliche Vertauschung erscheine unwahrscheinlich, heißt es in dem Bericht.
Bei den klinikinternen Prüfungen sollen bei insgesamt neun Lebertransplantationen Auffälligkeiten festgestellt worden sein. Vier Fälle davon gelten als kritisch.
Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch ließ inzwischen mitteilen, die festgestellten Auffälligkeiten würden sehr ernst genommen.
Staatsanwaltschaft und die Untersuchungskommission der Bundesärztekammer müssten schnellstmöglich und umfassend untersuchen.
Zu Beginn der Woche hatte sich das Klinikum rechts der Isar noch gegen alle Vorwürfe einer vorsätzlichen Täuschung zur Wehr gesetzt. Eventuelle Fehler seien durch Kommunikations- und Dokumentationsprobleme zustande gekommen.
In zwei Fällen, bei denen es um eine Transplantation bei Patienten mit einer Krebserkrankung ging, handele es sich um sehr schwierige Einzelfallentscheidungen.