Kommentar – Bedarfsplanung
Zeit für eine neue Denke
Die Spitzen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung werfen sich mit Verve in eine Debatte über die vertragsärztliche Bedarfsplanung. Im Grunde genommen hat die KBV-Führung in dieser Woche erklärt, in Deutschland sei Bedarfsplanung quasi inexistent.
Die Ärzte fordern stattdessen eine gesamtgesellschaftliche Debatte über die Ärzteverteilung im Kontext der allgemeinen Daseinsfürsorge. Dieser Ansatz ist richtig und böte zudem Gelegenheit, aus den bisherigen ineffektiven Kompromisslösungen elegant auszusteigen.
Bislang setzt der GBA, den die KBV mit trägt, vor allem die Bevölkerung in ein Verhältnis zur Zahl der Ärzte. Das System bleibt unscharf, weil die freie Arztwahl und die garantierte Niederlassungsfreiheit der Ärzte wirklich strenge Regularien schwerlich zulassen.
Ein Gutachten der Ludwig-Maximilian-Universität, das in diesen Tagen seinen Auftraggeber, den GBA, erreichen dürfte, soll aufzeigen, wie sozioökonomische und soziokulturelle Faktoren in die Bedarfsplanung einbezogen werden könnten.
Dieses Gutachten darf nicht dazu führen, dass weiter nur an den Stellschrauben der Verhältniszahlen gedreht wird. Mehr oder andere Ärzte können die Versäumnisse von Struktur-, Sozial- und Bildungspolitik in Stadt und Land nicht wettmachen.
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