Aktuelle Diagnose-Auswertung

Zi-Chef Stillfried: Gesundheitsrisiko von Cannabis nicht unterschätzen

Pünktlich zur Debatte im Bundesrat über die Cannabis-Legalisierung hat das Zi Daten zur Prävalenz von psychischen Störungen bzw. Verhaltensstörungen durch Cannabinoide veröffentlicht. Bundesweit liege diese bei 29 Fällen je 10.000 GKV-Versicherte.

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Berlin. Mehr als 108.300 gesetzlich Versicherte im Alter von 10 bis 54 Jahren wurden 2021 wegen einer psychischen Störung beziehungsweise einer Verhaltensstörung durch Cannabinoide vertragsärztlich oder psychotherapeutisch versorgt. Bezogen auf den Bevölkerungsanteil aller gesetzlich Versicherter in diesem Alterssegment (37.530.512) entspreche das einer bundesweiten Diagnoseprävalenz von 29 Fällen je 10.000 GKV-Versicherte, meldete das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) am Freitag.

Die aktuelle Analyse kommt pünktlich zu den Beratungen zur geplanten Cannabis-Legalisierung im Bundesrat. Die Kammer erklärte am Freitag in ihrer Stellungnahme, Kontroll- und Vollzugsaufgaben für die Länder seien so zu regeln, dass sie keinen zusätzlichen Personal- und Finanzbedarf erzeugten. Nötig seien überdies Maßnahmen im Bereich der Verkehrsunfallprävention, Standards für die Sicherung von Anbaueinrichtungen und gesetzlich vorgeschriebene Mindeststandards für die Erstellung von Gesundheits- und Jugendschutzkonzepten.

Auch Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried mahnte angesichts der vom Zi erhobenen Daten, das Gesundheitsrisiko von Cannabis nicht zu unterschätzen und das Suchtpotenzial nicht zu verharmlosen.

Bayern mit niedrigster Prävalenz

Laut Zi zeigen sich deutliche Unterschiede in der Diagnoseprävalenz in den Regionen wie auch den Altersgruppen. So liegt die Diagnoseprävalenz bei den 10- bis 17-Jährigen bei 4 je 10.000 GKV-Versicherte. In der Altersgruppe 18 bis 54 Jahre hat das Institut eine Prävalenz von 32 je 10.000 GKV-Versicherte ermittelt.

Regional – auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte – sei ein Nord-Süd-Gefälle erkennbar, so das Zi. Überwiegend niedrig seien die Prävalenzwerte in Bayern. Mit sieben Fällen je 10.000 GKV-Versicherte weist der Landkreis Landshut den Angaben zufolge deutschlandweit die niedrigste Prävalenz auf. Die höchsten Prävalenzwerte sind nach Angaben des Zi im niedersächsischen Wilhelmshaven (88 je 10.000) dokumentiert.

Danach folgen Pirmasens (Rheinland-Pfalz, 86), Flensburg (Schleswig-Holstein, 86) und Bremerhaven (Bremen, 68). Außer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein im Norden, falle auch die Region Nordrhein mit höheren Prävalenzwerten auf, berichtet das Institut. Bei den 10- bis 17-Jährigen liege die Zahl der Fälle in nahezu allen Kreisen unter 30 Personen.

Für die Auswertung hat das Zi vertragsärztliche und psychotherapeutische Abrechnungsdaten für das Jahr 2021 analysiert. „Die von uns aktuell ausgewerteten Daten geben einen Hinweis darauf, dass sich die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit den gesundheitlichen Risiken auseinandersetzen müssen, die mit dem Konsum von Cannabis verbunden sind“, sagte Stillfried. Dabei sei allerdings in der aktuellen Erhebung von einer Untererfassung auszugehen. (eb)

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