MB-Umfrage

20 Prozent der kommunalen Klinikärzte planen „Klinik-Exit“

Nach zwei Jahren Pandemie ist bei vielen Ärzten die Luft raus. Das zeigt sich auch in den Kliniken: Jeder Fünfte will hinschmeißen, so eine Umfrage. Der Marburger Bund erhöht den Druck im Tarifstreit.

Veröffentlicht:
Operationen im Krankenhaus in Bonn, 26.01.2021.

Atemlos durch die Nacht: Die Belastungen für Ärztinnen und Ärzte an Kliniken haben in der Pandemie zugenommen.

© Ute Grabowsky / photothek / picture alliance

Berlin. Der stationären Versorgung könnten in den kommenden Jahren womöglich Tausende Ärztinnen und Ärzte abhanden kommen. Nach einer Ad-hoc-Umfrage des Marburger Bundes (MB) plant ein Fünftel der Ärztinnen und Ärzte (20 Prozent) an kommunalen Kliniken „definitiv“ seine berufliche Zukunft außerhalb des Krankenhauses. 56,5 Prozent sind laut MB noch unentschieden; nur 23,5 Prozent planen keinen konkreten Tätigkeitswechsel, teilte der MB am Sonntag mit.

Hintergrund dürfte die in der Corona-Pandemie gestiegene Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern sein. Befragt hat der MB eigenen Angaben zufolge 3300 Mitglieder, die an kommunalen Häusern tätig sind. 71 Prozent der Teilnehmer gaben danach an, ihre Arbeitsbelastung habe in der Pandemie zugenommen. Die große Mehrheit der Klinikärzte (91 Prozent) fühle sich regelmäßig erschöpft.

Hintergrund der Befragung sind die momentanen Tarifverhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) für die rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern. Sie waren am 17. Dezember vertagt worden und sollen ab 14. Februar fortgesetzt werden.

„Ein Schlag ins Gesicht“

In der MB-Umfrage sollen die Befragten den Angaben zufolge mit Empörung auf die Angebot der Arbeitgeberseite reagiert haben. In Freitextkommentaren soll von „absoluter Frechheit“ oder „bodenloser Unverschämtheit“ die Rede sein. „Das ist kein Angebot. Das ist ein Schlag ins Gesicht derer, die in den Kliniken die Versorgung aufrechterhalten – allen Widrigkeiten zum Trotz“, zitiert der MB aus einem Kommentar.

Entsprechend positioniert sich auch der MB-Verhandlungsführer vor der vierten Verhandlungsrunde: „Wer den Ärztinnen und Ärzten nicht mehr anzubieten weiß als das Schleifen bereits vereinbarter Regelungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in Kombination mit einer 15-monatigen Nullrunde bei den Gehältern, handelt absolut verantwortungslos“, sagt Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes. (nös)

In der Tarifverhandlung zum TV-Ärzte/VKA fordert der Marburger Bund

  • 5,5 Prozent mehr Gehalt mit einer Laufzeit von einem Jahr,
  • eine Obergrenze von 4 Bereitschaftsdiensten pro Monate,
  • Dienst oder Rufbereitschaft an maximal 2 Wochenenden pro Monat (anderfalls 20 Prozent mehr Gehalt für jeden zusätzlichen Dienst),
  • höchstens 12 Rufbereitschaften im Monat
  • 25 Prozent Zuschlag für Bereitschafts- und Rufdienste.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung