Untersuchung des WIdO

AOK-Institut: Nur mehr Geld für Heilmittelversorgung reicht nicht

Das Wissenschaftliche Institut der AOK moniert eine Verdoppelung der Kosten für Heilmittel-Therapien in zehn Jahren. Die gestiegenen Preise kämen zu wenig bei den Beschäftigten in den Heilmittelberufen an.

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Das WIdO verbindet die Kritik an gestiegenen Preisen für Heilmitteltherapien – wie hier die Logopädie – mit politischen Forderungen.

Das WIdO verbindet die Kritik an gestiegenen Preisen für Heilmitteltherapien – wie hier die Logopädie – mit politischen Forderungen.

© Dan Race / stock.adobe.com

Berlin. Die Ausgaben für Heilmittel haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr verdoppelt, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Beliefen sich die Heilmittel-Ausgaben für die AOK-Versicherten im Jahr 2014 noch auf 2,06 Milliarden Euro, so waren es 2023 bereits 4,39 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Verordnungen aber nur um 5,7 Prozent gestiegen, die der AOK-versicherten Patienten um vier Prozent. Auch könne der Ausgabenanstieg nicht durch eine intensivierte Therapie erklärt werden.

Aus Sicht des WIdO ist der Anstieg um fast 114 Prozent seit 2014 „nahezu ausschließlich“ auf die gestiegenen Preise für die Behandlungen von Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Podologen zurückzuführen. Der Untersuchung zufolge hat der durchschnittliche Umsatz einer Heilmittelverordnung von rund 161 Euro (2014) auf fast 325 Euro (2023) zugelegt. Bei Physiotherapeuten beispielsweise stiegen die Verordnungskosten von 136 auf 273 Euro je Verordnung, in der Ergotherapie sind es 704 Euro (2023) statt rund 358 Euro (2014).

WIdo sieht noch „Luft nach oben“

Das WIdO verbindet den Bericht mit Kritik: Er wünsche sich, dass die Preissteigerungen „auch in Form höherer Vergütungen bei den Beschäftigten in den Heilmittelberufen ankommen und helfen, die Attraktivität der Berufe zu steigern“, meint WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Er siehe hier noch „Luft nach oben“.

Die AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann verwies dazu auf sinkende Ausbildungszahlen in den Therapeuten-Berufen. Es reiche offenbar nicht, dem Fachkräftemangel nur mit mehr finanziellen Mitteln zu begegnen. „Daher fordern wir grundlegende Ausbildungsreformen, um die therapeutischen Berufe für junge Leute wieder attraktiver zu machen“, so Reimann. Sie sprach sich dafür aus, die sogenannten Zertifikatsleistungen sollten in die Ausbildung integriert werden. Viele dieser Leistungen dürfen Therapeuten nur dann zu Lasten der GKV abrechnen, wenn sie eine über die Berufsausbildung hinausgehende Qualifikation besitzen.

Schrittweise Ausweitung der Autonomie der Therapeuten

Im November hat der AOK-Bundesverband in einem Positionspapier umfangreichen Modernisierungsbedarf bei den Heilmittelleistungen beschrieben. Dazu gehört eine bundesweit verankerte Schulgeldfreiheit für Auszubildende oder die schrittweise Ausweitung der Autonomie von Physiotherapeuten und Co. bei Therapie-Entscheidungen. Bei den Berufsverbänden der Heilmittelerbringer ist das Papier auf ein gemischtes Echo gestoßen. Kritisiert wurde vor allem das von der AOK favorisierte künftige Nebeneinander von fachschulischer und akademischer Ausbildung von Therapeuten. (fst)

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