Telematikinfrastruktur
Ärzte fürchten „digitalen Burn-Out“
Bei jedem Datenzugriff erneute Authentifizierung? Die freie Ärzteschaft befürchtet überbordenden Aufwand mit der TI.
Veröffentlicht:Essen. Kommt auf Ärzte bei Identifizierungsprozessen in der Telematikinfrastruktur (TI) ein hoher Aufwand zu? Davon ist zumindest die Freie Ärzteschaft (FÄ) überzeugt. Sie beruft sich in einer aktuellen Mitteilung auf ein Papier der gematik, wonach Ärzte, Patienten und Apotheker durch die hohen Standards des Sicherheits-Systems „Zero Trust“ (Null Vertrauen) bei jedem Zugriff auf Daten in der TI ihre Identität neu bestätigen müssen. „Die gematik droht so, zu einer umfassenden Kontrollbehörde zu werden“, befürchtet FÄ-Vize Silke Lüder. Der Verband kritisiert, dass die Praxen wöchentlich mit Aufforderungen zur Implementierung neuer technischer Voraussetzungen zur TI-Anwendung bombardiert würden. „Für die Praxen entsteht dadurch starker zusätzlicher Druck.“ Vor allem in den Hausarztpraxen führe das aktuell zu einer Art digitalen Burn-Outs.
Die gematik bestätigt auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“, dass nach dem Whitepaper TI 2.0 vor jedem Zugriff auf Daten in der Telematikinfrastruktur Identität und Berechtigung geprüft werden. „Für Ärzte oder Versicherte führt die TI 2.0 auch im Zusammenhang mit „Zero-Trust“ zu einer deutlichen Entlastung“, so eine Sprecherin. Denn mit den Elementen der Zero-Trust-Architektur könne sehr viel besser entschieden werden, ob und wann ein Nutzer noch einmal seinen Fingerabdruck zur Identifizierung verwenden müsse oder ob erneut die Eingabe einer PIN erforderlich sei. Zumindest in puncto Aufwand für die Erstellung von Rezepten hatten Experten der gematik kürzlich Entwarnung gegeben. Die neue Generation des eHBA ermögliche Stapel- und Komfortsignaturen. Hier genüge ein einmaliges Einloggen beim Start des Praxisbetriebs für die Unterschrift unter die E-Rezepte eines ganzen Praxistages.
(kaha)