Analyse

Ärzte verbringen mehr Zeit im Internet

Das Internet gewinnt weiter an Bedeutung im Praxisalltag. Ärzte verbringen mehr Zeit im Web, sie gehen häufiger ins Netz, und sie nutzen es für die Pflege der Arzt-Patienten-Beziehung. Und die Entwicklung ist nicht am Ende angelangt.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Der Wandel kommt nicht über Nacht, aber er kommt: Ärzte nutzen das Internet zunehmend intensiv. Indikatoren für diesen Wandel sind die im Netz verbrachte Zeit und die Nutzungsfrequenz durch Allgemeinärzte, Praktiker und Internisten (API).

Beide sind in den vergangenen beiden Jahren deutlich gestiegen. Auch der Anteil der Ärzte, die über das Netz mit den Patienten kommunizieren, ist wiederum gewachsen.

Die Änderungen beim Online-Verhalten der Ärzte gehen aus den Ergebnissen der Leseranalyse medizinischer Fachmedien (LA-MED) API 2015 hervor, einer repräsentativen Umfrage unter 1007 API.

Demnach gibt es zwar bei der Antwort auf die Frage nach den genutzten Fachinformationsquellen von Ärzten keine Verschiebung zugunsten des Internets: Hier bleibt es dabei, dass rund 64 Prozent der API angeben, das Internet zu als Informationsquelle für Fachinformationen nutzen.

Fachzeitschriften bleiben bei den Informationsquellen für Ärzte mit rund 94 Prozent das Maß aller Dinge, und auch Kongresse (80 Prozent), Fachbücher (69,4 Prozent) und Pharmareferenten (67,8 Prozent) werden noch häufiger genannt als das Internet.

Mehrmals täglich ins Netz

Wer aber die Ergebnisse der Ärzte unter 40 Jahren anschaut, sieht, wohin die Reise geht: Bei diesen Ärzten liegt das Internet als Informationsquelle mit gut 91 Prozent als genutzte Informationsquelle ganz oben.

Heute lässt sich sagen, dass der Stellenwert des World Wide Web in den Praxen in den vergangenen beiden Jahren deutlich zugenommen hat.

So haben laut LA-MED-Umfrage 43,7 Prozent der Teilnehmer angegeben, dass sie mehrmals täglich ins Internet gehen, vor zwei Jahren waren es noch 36 Prozent.

Hinzu kommt, dass weitere 28,5 Prozent der API täglich ins Netz gehen, fast 17 Prozent mehrmals in der Woche.

Auch die durchschnittliche Nutzungszeit ist um mehr als zehn Prozent gestiegen - von 4,4 auf 5 Stunden pro Woche.

Nur noch 3,8 Prozent der befragten Ärzte gaben an, nie ins Internet zu gehen, und auch bei den Ärzten über 60 Jahre ist der Anteil der Internet-Verweigerer mit 8,5 Prozent schon deutlich unter zehn Prozent gerutscht.

Stagnation bei Praxis-Websites

Auffällig ist, dass Ärzte auch immer mehr das Internet nutzen, um Kontakt mit Patienten aufzunehmen: 43 Prozent gehen über das Netz, um zum Beispiel Termine zu vereinbaren.

2013 waren das noch 34 Prozent. Anders sieht es bei den Praxiswebsites aus: 39,9 Prozent der befragten API haben eine eigene Homepage - kaum mehr als bei der API-Umfrage vor zwei Jahren.

Doch besonders für spezialisierte Ärzte mit weitem Einzugsbereich ist die eigene Website längst ein Muss, um nicht gegen Wettbewerber ins Hintertreffen zu geraten.

Die berufliche Nutzung von Social Media, etwa Facebook, ist dagegen noch vergleichsweise schwach ausgeprägt.

Nur gut zwei Prozent der Ärzte haben einen eigenen Facebook-Eintrag für ihre Praxis erstellt - vielleicht auch, weil der Facebook-Account auf keinen Fall vom Praxisrechner aus geführt werden sollte und die Handhabung dadurch relativ kompliziert ist.

Top-Anwendungen der Ärzte im Internet

Weit mehr noch als zur Kommunikation in Richtung Patienten werden die allgemeinen Dienste des Netzes beruflich genutzt: Die Recherche nach medizinischen Informationen ist ein Beispiel - 95 Prozent der Internet-Nutzer gehen zu diesen Zweck ins Internet.

Auch E-Mail (90 Prozent) Datenaustausch, etwa bei Abrechnung, Befunden und Labor (84 Prozent), sowie die Online-Fortbildung (73 Prozent) bleiben weit vorne bei den Anwendungen für Ärzte im Internet.

Starke Zuwächse haben sich auch bei den Geräten ergeben, mit denen Ärzte mobil ins Netz gehen.

So hat sich der Anteil der Ärzte, die mit Tablet-PC wie dem iPad das Internet beruflich nutzen, fast verdoppelt - jeder fünfte Allgemeinmediziner, Praktiker und Internist geht über Tablet ins Netz.

Bei Smartphones sind es sogar 25 Prozent - also jeder vierte API (2013: 18,6 Prozent). Möglicherweise ist das ein Resultat der Entwicklung, dass mehrere Praxissoftwareanbieter Lösungen entwickelt haben, die auch über Smartphone und Tablet-PC genutzt werden können.

Auch nach den Reichweiten der Fachverlags-Websites ist bei der LA-MED gefragt worden. Demnach ist springermedizin.de, das Portal der Fachverlagsgruppe von Springer Medizin, mit einer Reichweite von 20 Prozent der API im Monat das führende allgemeine Informationsportal.

Auch die aerztezeitung.de, ebenfalls zu Springer Medizin gehörig, ist mit 15,2 Prozent hier sehr gut platziert.

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