Verdacht der Volksverhetzung
Ärztekammer distanziert sich von Anti-Virologen-Lied
Ein Bremer Arzt hatte auf einer „Querdenker“-Veranstaltung einen fragwürdigen Corona-Song vorgetragen – und sich später für den verunglimpfenden Text entschuldigt. Die KV prüft seine Zulassung.
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Fragwürdiger Endreim: Gegen einen Bremer Arzt wird wegen Volksverhetzung ermittelt.
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Bremen. Die Ärztekammer und die KV in Bremen haben sich von einem Arzt distanziert, der auf einer Bremer „Querdenker“-Kundgebung ein Lied gesungen hatte mit den Zeilen: „Wir werfen den Covid in die Flammen, mit Virologen zusammen.“ Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Nach der Einleitung der Ermittlungen äußerte der Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren inzwischen selber sein Bedauern über den „künstlerisch überspitzt formulierten Liedtext“ und entschuldigte sich dafür – auch auf der jüngsten ÄK-Delegiertenversammlung, der er selber angehört.
Die Versammlung verzichtete daraufhin auf mögliche berufsrechtliche Konsequenzen und beschloss lediglich eine Erklärung, in der das Verhalten des Mediziners „mit Nachdruck missbilligt“ wird. ÄK-Präsidentin Heidrun Gitter erklärte, der Arzt habe Gewalt gegen Menschen bagatellisiert und damit dem ärztlichen Gelöbnis widersprochen, „höchsten Respekt vor menschlichem Leben“ zu wahren.
Nach Angaben einer ÄK-Sprecherin beschloss die Versammlung ihre Distanzierung einstimmig, also auch mit dem Votum des Sängers. Er habe auf der Versammlung erklärt, dass er seinen Fehler einsehe und sich ebenfalls von seinem Text distanzieren wolle, den er künftig nicht mehr vortragen werde. Die Delegierten nahmen seine Entschuldigung „mit Erleichterung zur Kenntnis“, so die Sprecherin.
Würde des Arzt-Berufs beleidigt
Zuvor hatte sich bereits die KV von ihm distanziert und angekündigt, seine Kassenarzt-Zulassung zu überprüfen. Mit seinen „verharmlosenden Äußerungen“ über die gefährliche Covid-Pandemie und mit seiner Drohung gegen Virologen beleidige er die Würde des ärztlichen Berufs, teilte die KV auf Anfrage mit. In seinem Lied auf der Bremer „Querdenker“-Kundgebung vom 14. November, das zunächst auch als Video im Internet zu sehen war, wollte der Mediziner neben Virologen auch „Krisengewinnler“ ins Feuer werfen.
Er sang zudem von „Lobbyinteressen-Republik“ und „Gleichschaltung im ganzen Land“. Gegenüber der „tageszeitung“ (taz-nord), die als erstes über den Fall berichtet hatte, sagte der Arzt zunächst, der Text sei nicht wörtlich zu nehmen, sondern als Metapher mit schamanistischem Hintergrund zu verstehen. Verbrannt werden solle nur die Angst vor dem Corona-Virus. Im „Weser-Kurier“ äußerte er dann später seine Entschuldigung. „Als humanistischer, demokratischer und in der Klimakrise engagierter Bürger liegt es mir fern, Andersdenkende bedrohen zu wollen.“
Er wolle auch nicht die COVID-19-Gefahren verharmlosen, sondern einen Dialog zwischen den verhärteten Fronten fördern. Auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ wollte er sich wegen des laufenden Volksverhetzungsverfahrens nicht weiter zu dem Vorgang äußern. Im Januar hatte der Mediziner vergeblich versucht, sich zum Präsidenten der Bremer Ärztekammer wählen zu lassen.