Ärztin und Apotheker: Rezeptbetrug im großen Stil
Eine mit internationalem Haftbefehl gesuchte Ärztin soll die Falschabrechnung mit Komplizen ermöglicht haben.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN (pei). Um zwei Millionen Euro soll ein Tatverdächtiger die Krankenkassen geschädigt haben, der sich jetzt in Frankfurt in Untersuchungshaft befindet.
Laut der hessischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen soll eine Ärztin mehrere tausend Rezepte ausgestellt haben, die der 59-jährige Beschuldigte an einen Apotheker im Frankfurter Bahnhofsviertel weitergereicht habe.
Der Apotheker soll die Rezepte bei den Kassen abgerechnet haben, im Gegenzug habe der 59-Jährige von ihm Medikamente wie etwa Potenzmittel im Wert von zwei Drittel der Rezepte erhalten.
AOK Hessen gab Hinweise
Nach Angaben der Zentralstelle entstand der Schaden in einem Zeitraum von nur neun Monaten im Jahr 2009. Aufgeflogen sei der mutmaßliche Betrug durch einen Hinweis der AOK Hessen. Der Apotheker habe ein Geständnis abgelegt.
Die Zentralstelle gehe davon aus, dass dieses Abrechnungskonstrukt kein Einzelfall sei, sagte Oberstaatsanwalt Alexander Badle.
Wenn eine Apotheke plötzlich Umsatzsteigerungen von 20 oder 30 oder gar 100 Prozent aufweise, täten die Kostenträger gut daran, ihr Abrechnungsverhalten mit Hilfe der EDV zu prüfen.
Ärztin ist polizeibekannt
Die Ärztin ist für die Ermittlungsbehörden keine Unbekannte: Anfang des vorigen Jahres wurde gegen sie Anklage erhoben, weil sie von 2002 bis 2006 bei ihrer Krankenversicherung gefälschte Rechnungen und Rezepte für sich und Familienangehörige abgerechnet haben soll. Der Schaden wird mit rund 100.000 Euro beziffert.
Zudem soll sie 2007 und 2008 mit einem Mittäter und einem bereits verurteilten Augenarzt aus Baden-Württemberg den privaten Krankenversicherer des Augenarztes durch fingierte Rechnungen geschädigt haben.
Die Ärztin kam nicht zur Verhandlung und wird seither mit internationalem Haftbefehl gesucht.