Prävention
Aidshilfe sieht frei verkäufliche HIV-Selbsttests als Erfolg
Seit Herbst 2018 gibt es auch in Deutschland frei verkäufliche HIV-Selbsttests. Seither sind bereits 30.000 dieser Tests in Apotheken und Drogerien verkauft worden.
Veröffentlicht:BERLIN/BOCHUM. Nach Schätzungen des Pressesprechers der Deutschen Aidshilfe, Holger Wicht, sind in den zurückliegenden 12 Monaten „etwa 30.000 Selbsttests gemacht worden“. „Das ist eine wirklich gute Nachricht“, so Wicht gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Dabei habe es sich überwiegend um Selbsttests solcher Personengruppen gehandelt, die sich sonst erfahrungsgemäß eher selten oder gar nicht auf das Virus hätten testen lassen.
Vor der Freigabe der Selbsttests am 29. September 2018 konnten sich Betroffene nur in Arztpraxen, bei Aidshilfen oder in Gesundheitsämtern testen lassen.
Die Hemmschwelle, einen Test zu machen, sei mit der Freigabe stark gesunken, versichert Wicht. Der Selbsttest biete auf jeden Fall eine Erleichterung; entweder, weil Sorgen unberechtigt waren oder weil so früh wie möglich etwas gegen eine Infektion unternommen werden kann. „Wer aus Angst zu lange abwartet, macht die Dinge so schwierig wie befürchtet.“ Mit HIV könne man inzwischen sehr gut leben, wenn die Infektion früh behandelt wird.
„Zwölf Wochen nach der letzten möglichen Übertragung kann der Test eine HIV-Infektion zuverlässig ausschließen“, erklärt Wicht. Für den 20 bis 25 Euro kostenden Selbsttest sticht man sich mit einer Nadel in den Finger. Den Blutstropfen bringt man in einem Röhrchen oder einer Vertiefung in der Plastikoberfläche des Testkits ein und gibt eine Lösung hinzu. Nach 15 bis 30 Minuten lässt sich das Ergebnis ablesen.
Positiver Test: Dann zur Beratung beim Arzt
Norbert Brockmeyer von der Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit in Bochum zieht ebenfalls eine durchweg positive Bilanz zur Einführung der frei verkäuflichen HIV-Selbsttests. „Anfangs hat es etwas gedauert, bis sich die Einführung herumgesprochen hatte, aber jetzt sind die Tests auf dem Weg, gut angenommen zu werden.“ Allerdings sei der Test nur der erste Schritt. „Auf einen positiven Test muss immer eine ärztliche Beratung erfolgen.“
Brockmeyer warnt allerdings davor, die Risiken anderer sexuell übertragbarer Infektionen zu vernachlässigen. Gerade in Zeiten, in denen über elektronische Medien die Anbahnung sexueller Kontakte so einfach sei, sei Schutz doppelt wichtig. Bakterielle Infektionen wie Chlamydien und Syphilis seien auf dem Vormarsch. (dpa)
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