Branchendialog Chemie

Altmaier und Pharma ziehen an einem Strang

Gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie einen Handlungspakt für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche besiegelt.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will der chemisch-pharmazeutischen Industrie bei der Zukunftssicherung zur Seite stehen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will der chemisch-pharmazeutischen Industrie bei der Zukunftssicherung zur Seite stehen.

© Markus Schreiber / AP Photo / picture alliance

Berlin. Gerade in der Corona-Pandemie kam es auch in Deutschland zu Engpässen bei systemrelevanten chemisch-pharmazeutischen Produkten. Das soll in Zukunft anders werden. Nach einem intensiven Arbeitsgruppenprozess und mehreren Spitzentreffen zwischen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und den Spitzenorganisationen der chemisch-pharmazeutischen Industrie – Verband der Chemischen Industrie (VCI), Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) – haben die Partner im Branchendialog Chemie nun am Dienstag einen Handlungspakt für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der drittgrößten Branche in Deutschland beschlossen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie hatte zuvor ihre Positionen klar abgesteckt. „Wir brauchen eine hochinnovative pharmazeutische Industrie in Deutschland und Europa: als Wachstumstreiber, für die Gesundheitsversorgung und als attraktiven Arbeitgeber. Dazu müssen wir die Rahmenbedingungen, unter denen Unternehmen und Beschäftigte arbeiten, an die Herausforderungen der Zukunft anpassen und die gerade in der Corona-Pandemie zutage getretenen Schwachstellen beseitigen“, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier.

Die Lösungsschritte werden auch gleich beim Namen genannt:

Stärkung der Wertschöpfungsketten durch Diversifizierung der Standorte,

Innovationsförderung durch wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, passgenaue Regulatorik und ein höheres finanzielles Engagement,

Erhalten der Produktionsstandorte in Deutschland und Europa, insbesondere in den kostengetriebenen Sektoren der Pharma-Branche, wie beispielsweise Generika und Lohnfertigung.

Erforderlich für eine erfolgreiche Umsetzung der Ziele seien folgende Maßnahmen:

  • Zukunftsinvestitionen: „Wir wollen durch die Diversifizierung der Standorte und Zulieferer-Industrie die globalen Wertschöpfungsketten in der Pharmaindustrie und der industriellen Gesundheitswirtschaft robuster und widerstandsfähiger machen“, heißt es in dem Positionspapier.
  • Regulierung: Der schnelle Zugang zu neuen Medikamenten durch Nutzenbewertung und freie Marktpreisbildung im ersten Jahr müsse erhalten und die Vertraulichkeit der Erstattungsbeträge hergestellt werden, so das Plädoyer der Branche.
  • Nachahmermarkt/OTC: Hier fordern die Unternehmen, marktwirtschaftliche Anreize zu setzen, um die Liefersicherheit im patentfreien Bereich – Generika und nicht verschreibungspflichtige Produkte – zu verbessern.
  • MedTech mit im Boot: „Durch die ‚Initiative MedTech 2030‘ wollen wir gezielt die mittelständisch geprägte Medizinprodukte- und Diagnostika-Branche in Deutschland stärken und gleichzeitig eine positive Ausstrahlungswirkung auf andere europäische Standorte erzeugen“, so die Branche. Strategische Reserve: Die chemisch-pharmazeutische Industrie fördert den Aufbau einer strategischen Reserve von versorgungskritischen Medizin- und In-vitro-Diagnostik-Produkten durch eine digitale Bestandsplattform.
  • Forschungsstandort Europa: „Wir setzen uns für eine umfassende Stärkung der europäischen Pharma-und Medizintechnik-Forschung ein und unterstützen in dem Zusammenhang die von der EU-Kommission gesetzten Schwerpunkte zur Förderung des Forschungs-und Produktionsstandortes Europa“, so die Branche.
  • Schutz geistigen Eigentums: Dieser gilt den Unternehmen als unbedingte Voraussetzung, um die Erforschung neuer Medikamente und Therapien zu stärken.
  • E-Health: Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der industriellen Gesundheitswirtschaft sind laut Branche eine umfassende Digitalisierung, personalisierte Medizin und die Umsetzung einer E-Health-Strategie.
  • Datenspenden „Wir wollen die Potenziale von Gesundheits-und Versorgungsdaten heben, insbesondere, indem die forschungsrelevanten Daten in anonymisierter Form allen Forschungseinrichtungen – öffentlichen und privaten – zugänglich gemacht werden“, heißt es dazu im Positionspapier.:

Altmaier ist sich der Bedeutung des Zukunftspaktes bewusst. „Die Herausforderungen für die Chemie und Pharmaindustrie sind gewaltig. Gleichzeitig hat die Branche in der Pandemie, zum Beispiel bei Impfstoffen, Desinfektionsmitteln und Medizinprodukten gezeigt, welche große Lösungskompetenz in ihr steckt“, so der Wirtschaftsminister. Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Wissenschaft müssten eng zusammenarbeiten, „wenn wir die industrielle und technologische Souveränität in Deutschland sichern und die Rahmenbedingungen für Schlüsseltechnologien und Basisinnovationen weiter verbessern wollen“, so Altmaier.

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