Angehende Ärzte

Angst vor Niederlassung schon auf dem Campus nehmen

Nach dem Studium in die Niederlassung? Das können sich nur wenige angehende Ärzte vorstellen - weil oft viele Fragen offen sind. Die KV Hessen klärt daher noch im Studium auf.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Im Gespräch mit Studenten: Patrick Zuber von der KV Hessen beantwortet Fragen zur Niederlassung.

Im Gespräch mit Studenten: Patrick Zuber von der KV Hessen beantwortet Fragen zur Niederlassung.

© Ambient Solutions

FRANKFURT/MAIN. Auf der Info-Postkarte steht "Hot Doc", die Broschüre trägt ganz salopp den Titel "Lass dich nieder!" Mit jungem Design, einer gemütlichen Sitzecke vor dem Hörsaal und KV-Beratern, die Fragen zur Niederlassung klären, tritt die KV Hessen in dieser Woche direkt an Medizinstudierende heran.

Das Ziel der sogenannten Winter-Lounge: Angehende Ärzte sollen für die Niederlassung begeistert werden, Klarheit über den Hausarzt-Beruf gewinnen - und so in Zukunft womöglich Versorgungslücken in Hessen schließen.

Die Projekte Winter- und Sommer-Lounge, die zweimal im Jahr jeweils zwei Tage lang an den Universitäten Frankfurt am Main, Marburg und Gießen stattfinden, sind 2014 gestartet - nachdem eine Info-Veranstaltung zur Niederlassung auf wenig Resonanz gestoßen ist, erklärt Christian Keul, der bei der KV Hessen für die Nachwuchskampagne zuständig ist. "Wir haben damals gemerkt, dass wir im Ansatz etwas ändern müssen."

Bereits seit über zwei Jahren ist die KV Hessen nun an den Universitäten des Landes präsent. In über 30 Veranstaltungen wurden 7500 Kontakte zu Medizinstudierenden gezählt. Allein während der letzten Winter-Lounge konnten in sechs Tagen an den drei Unis 1200 Kontakte gezählt werden.

"Als wir 2013 mit den Veranstaltungen begonnen haben, wussten die Studierenden nicht unbedingt, was eine KV ist. Das hat sich mittlerweile geändert", sagt Christian Keul.

Auch hätten sich damals viele angehende Ärzte keine Gedanken über eine Niederlassung gemacht. "Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass an den Universitäten das Stationäre vorgelebt wird", erklärt Keul. "Heute sehen viele die Niederlassung als Alternative."

"Manche fühlen sich schlichtweg abgeschreckt"

Studentin Bilge Kirkgöze steht noch am Anfang ihres Studiums. Ob sie sich einmal mit einer eigenen Praxis niederlassen möchte, weiß die 19-Jährige heute noch nicht.

Aber: "Bei älteren Studierenden bekomme ich diese Überlegungen schon mit", sagt sie. Das größte Problem, so die Studentin, seien mangelnde Informationen: "Manche fühlen sich schlichtweg abgeschreckt, und das Hausarzt-Dasein wirkt vermeintlich langweilig."

Genau hier setzt die KV Hessen an. Keul betont jedoch, dass es sich bei der laufenden Aktion an den Universitäten um keine Landarzt-Kampagne handelt. "Wir werben explizit für die Niederlassung", so Keul.

"Die Förderung ist für die Medizinstudierenden im Gespräch das wichtigste Thema", sagt Patrick Zuber von der KV-Koordinierungsstelle Weiterbildung Allgemeinmedizin, der gemeinsam mit seiner Kollegin Bianca Neeb den Stand an der Uni Frankfurt betreut. "Viele wollen wissen, welche Möglichkeiten es gibt und was beachtet werden muss."

Aktuell fördert die KV Hessen das Praktische Jahr in einer akkreditierten akademischen Lehrpraxis in Hessen aktuell mit insgesamt 2400 Euro pro Tertial; darüber hinaus unterstützt das hessische Sozialministerium seit dem Wintersemester 2015/2016 die Famulatur mit bis zu 600 Euro pro Monat.

Der Ansatz, Studierende möglichst früh für die Allgemeinmedizin zu begeistern, soll im laufenden Jahr noch weiterentwickelt werden.

Im Spätsommer ist die erste "Summer School" geplant: Vier Tage lang erklären KV-Berater im Workshop, welche Wege in die Niederlassung führen oder welche Verdienstmöglichkeiten es gibt.

Nach der Theorie am Vormittag geht es am Abend zum gemeinsamen Grillen - oder im Winter in den Schnee. Die Kosten für Übernachtung, Verpflegung, Seminar- und Freizeitprogramm trägt die KV.

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