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AstraZeneca nach Durststrecke wieder oben auf

Die Portfolioerneuerung zahlt sich für AstraZeneca jetzt aus. Bereits über die Hälfte des Jahresumsatzes entfällt auf patentgeschützte Spezialpräparate.

Von Christoph Winnat Veröffentlicht:
Das Logo von AstraZeneca vor einem Gebäude des Pharmakonzerns in Luton: Mit neuen patentgeschützten Präparaten hat das Unternehmen im vergangenen Jahr punkten können. (Archivbild)

Das Logo von AstraZeneca vor einem Gebäude des Pharmakonzerns in Luton: Mit neuen patentgeschützten Präparaten hat das Unternehmen im vergangenen Jahr punkten können. (Archivbild)

© dpa

London. AstraZeneca hat das Tal der Tränen endgültig hinter sich gelassen. Der lange von Generikawettbewerb gebeutelte britisch-schwedische Konzern präsentierte am Donnerstag glänzende Jahreszahlen. Bereits das Vorjahr 2019 hatte CEO Pascal Soriot als „Jahr der Rückkehr ins Wachstum“ deklariert.

Was sich nun vollends bestätigt: Der Gesamtumsatz verbesserte sich um 9,0 Prozent auf 26,6 Milliarden Dollar (umgerechnet 21,9 Milliarden Euro). Der Betriebsgewinn, 2019 noch rückläufig, stieg auch dank geringerer Forschungs- und Verwaltungskosten um 78 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Dollar. Nach Steuern verdiente AstraZeneca 3,1 Milliarden Dollar (2019: 1,2 Milliarden Dollar).

Wachstum zugekauft

„Die Performance des vergangenen Jahres markiert einen bedeutenden Schritt vorwärts“, kommentierte Soriot das Zahlenwerk. Die Integration des Bostoner Orphan-Drug-Spezialisten Alexion werde das Wachstum zusätzlich beschleunigen. Die 39 Milliarden Dollar schwere Akquisition war Mitte Dezember angekündigt worden.

Doch auch operativ dominieren zusehends Spezialprodukte das Portfolio des ehedem in der Grundversorgung starken Konzerns. Mit Produkten des sogenannten „Specialty-Care“-Segments wurden zuletzt schon über die Hälfte (53 Prozent) der Gesamterlöse erwirtschaftet, 2019 erst 48 Prozent; dem Segment zugerechnet werden alle Onkologika, der Gerinnungshemmer Brilinta® (Ticagrelor), Lokelma® (Natrium-Zirkonium-Zyklosilikat) gegen Hyperkaliämie sowie der Asthma-Antikörper Fasenra® (Benralizumab) und der erst in wenigen Märkten zugelassene Prolylhydroxylase-Hemmer Roxadustat (Evrenzo®) gegen Anämie bei chronischen Nierenerkrankungen.

Größtes Produkt war im vergangenen Jahr erneut das Krebsmittel Tagrisso® (Osimertinib), dessen Verkäufe auf 4,3 Milliarden Dollar anzogen (+36 Prozent). Das COPD-Mittel Symbicort®, 2019 noch mit Umsatzeinbuße, brachte 2,7 Milliarden Dollar (+9,0 Prozent). Drittgrößtes Produkt war mit 2,2 Milliarden Dollar (+24 Prozent) der PARP-Inhibtor Lynparza® (Olaparib, Krebs).

Arbeit an 2. Impfstoff-Generation

In Summe vermarktet AstraZeneca aktuell acht Pharma-Produkte mit Blockbuster-Status, darunter auch den seit längerem bereits patentfreien Protonenpumpeninhibitor Nexium® (Esomeprazol), der 2020 immerhin noch 1,5 Milliarden Dollar beisteuerte (+1,0 Prozent).

Die Aussichten für dieses Jahr: Die Verkäufe sollen vor Wechselkurseffekten in prozentual niedrig zweistelliger Größenordnung zulegen. Der um Akquisitions- und Restrukturierungskosten sowie Abschreibungen bereinigte Gewinn je Aktie („Core EPS“) soll zwischen 4,75 und 5,00 Dollar erreichen (2020: 1,07 Dollar). In dieser Prognose, heißt es, seien weder Einnahmen aus Verkäufen des Corona-Impfstoffs „C19VAZ“ (vormals „AZD1222“) berücksichtigt, noch etwaige Konsolidierungseffekte der Alexion-Übernahme, die im 3. Quartal abgeschlossen sein soll.

Unterdessen kündigt der Konzern die zweite Generation seines Corona-Impfstoffs an. Zusammen mit dem Entwicklungspartner, der Universität Oxford, werde C19VAZ so modifiziert, dass der Impfstoff besser gegen die diversen Virus-Mutationen schützt. Gleichzeitig bemühe man sich darum, in sechs bis neun Monaten eine industrielle Produktion für die neue Variante auf die Beine zu stellen.

Produktions-Allianz mit IDT

Einen – allerdings erst sehr viel späteren – Beitrag dazu könnte auch der Impfstoffhersteller IDT leisten. Am Mittwoch gab AstraZeneca bekannt, mit dem Unternehmen eine Absichtserklärung zum gemeinsam finanzierten Bau neuer Produktionskapazitäten an dessen Standort Dessau-Roßlau unterzeichnet zu haben. Dort sollen bis zu fünf 2000-Liter-Bioreaktoren errichtet werden, mittels derer sich monatlich rund zehn Millionen Dosen der COVID-Vaccine produzieren lassen. Die neuen Anlagen sollen den Angaben zufolge „bis Ende 2022 betriebsbereit sein“. (cw)

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