Anlagen-Kolumne
Auf die Pandemie folgt der globale Kaufrausch
Rund um den Globus fahren Unternehmen ihre Produktion hoch. Sie rechnen damit, dass nach dem Lockdown massiv konsumiert wird.
Veröffentlicht:In Deutschland schlägt wieder die Stunde der Inflations-Melodramatiker: Um ein Prozent stieg die Teuerungsrate im Januar, sogar um 1,3 Prozent im Februar. Schon gibt es Warnungen vor einer massiven Geldentwertung. Und den Rat: Anleger sollten mit ihren Ersparnissen schnellstmöglich in Gold flüchten.
Gemach, gemach. Ermittelt wird die Teuerung vom Statistischen Bundesamt per Warenkorb. Darin enthalten sind Güter, die Verbraucher regelmäßig erwerben: Brot, Butter, Toilettenpapier – aber auch Benzin, Diesel und Heizöl. Bei den letztgenannten drei Energieträgern hat die Bundesregierung mit der zu Jahresbeginn eingeführten CO2-Abgabe die Preise mit in die Höhe getrieben.
Inflationsrate gestiegen
Ablesen lässt sich das an der Inflationsrate in der Eurozone. Die stieg im Februar nur um 0,9 Prozent – und lag damit 30 Prozent tiefer als in Deutschland. Was aber vor allem die Preise treibt, ist die weltweit steigende Nachfrage nach Rohstoffen.
Vom Aluminium-Erz Bauxit über Erdöl bis hin zu Kupfer. Denn mit den SARS-CoV-2-Impfstoffen rückt das Ende der Corona-Pandemie nahe. Unternehmen fahren deshalb rund um den Globus ihre Produktion in die Höhe. Sie erwarten, dass Verbraucher massiv konsumieren werden, sobald sie geimpft sind und die Geschäfte wieder öffnen. Nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt.
Vorübergehender Nachholeffekt
Ökonomen sprechen von einem vorübergehenden Nachholeffekt. Konsumenten werden bald all die Einkäufe nachholen, die sie im Lockdown aufgeschoben haben. Abendkleider sind wieder gefragt, wenn Theater öffnen. Anzüge werden wieder benötigt, wenn es zurück ins Büro geht. Automobile werden wieder bestellt, Urlaube wieder gebucht.
Die Airlines Ryanair, Quantas und United haben zuletzt zusammen mehr als 100 neue Flugzeuge geordert. Notenbanken wissen, dass die Inflation sich wieder normalisieren wird, wenn der Kaufrausch vorüber ist.
„Die Leitzinsen bleiben bis 2023 unverändert tief, auch wenn die Inflationsrate vorübergehend die Marke von zwei Prozent übersteigen sollte“, sagt US-Zentralbankchef Jerome Powell. Für Anleger bedeutet dies: Die Notenbanken bringen die globale Konjunktur in Schwung. Umsätze und Gewinne von Unternehmen werden steigen. Jetzt ist nicht die Zeit, in Gold zu flüchten, sondern auf Aktien zu setzen.
Richard Haimann ist freier Wirtschaftsjournalist in Hamburg. Er schreibt über Finanzthemen für in- und ausländische Publikationen.