Aufregung um Bonuszahlungen an Chefärzte
Jeder zweite Neuvertrag für Chefärzte enthält Experten zufolge neben dem Grundgehalt einen Bonus, der ausbezahlt wird, wenn finanzielle Ziele erreicht werden. Die Bundesärztekammer ist erbost - und strikt dagegen. Die Neuregelung hat auch einen Nachteil für die Chefärzte: Sie wirkt sich offenbar negativ auf die Gehälter aus.
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Bonuszahlungen an Chefärzte: Die Bundesärztekammer hält das für bedenklich.
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GUMMERSBACH (ava). Für "höchst bedenklich" hält die Bundesärztekammer (BÄK) die zunehmende Praxis, dass Kliniken an ihre Chefärzte Boni auszahlen.
"Ärztliche Arbeit darf nicht vorrangig von wirtschaftlichen Kriterien geleitet werden", stellte BÄK-Präsident, Dr. Frank Ulrich Montgomery klar.
Am Montag hatte die "Frankfurter Rundschau" darüber berichtet, dass immer mehr Chefärzte Verträge mit einem Grundgehalt und einer Bonuszahlung für das Erreichen finanzieller Ziele erhalten.
Variable Vergütungsbestandteile im Sinne erfolgsabhängiger Bonus-Zahlungen lehnt die BÄK strikt ab.
"Eine derartige Koppelung ärztlich-medizinischer Gesichtspunkte und ökonomischer Erwägungen widerspricht dem ärztlichen Berufsethos" so Montgomery weiter.
Seit Anfang der 90er Jahre stark zugenommen
Experten der Unternehmensberatung Kienbaum weisen darauf hin, dass mittlerweile in jedem zweiten neu abgeschlossenen Chefarztvertrag zusätzlich zu einer Grundvergütung Bonuszahlungen vereinbart werden. Seit Anfang der 90er Jahre habe sich die Verbreitung von Bonusvereinbarungen von etwa fünf Prozent auf inzwischen fast 45 Prozent der Verträge erhöht.
Die Boni werden Kienbaum zufolge nach unterschiedlichen Kriterien gewährt. Manche Kliniken zahlen bei Erreichung bestimmter Fallzahlen oder Bettenbelegungen. Andere belohnen Chefärzte, wenn Kostenbudgets eingehalten oder eine gewisse Umsatzhöhe überschritten wurde, sagte Kienbaum-Experte Jürgen Schoder der "Ärzte Zeitung".
Der Grund für die Zunahme der Bonusvereinbarungen: Jungen Chefärzten wird nur noch selten das Recht der Privatliquidation eingeräumt. Allerdings wirkt sich die Neuregelung nicht positiv auf die Gehälter aus.
Während Chefärzte mit Privatliquidationsrecht im Durchschnitt etwa 200.000 Euro pro Jahr zusätzlich verdienten, kommen ihre meist jüngeren Kollegen mit Bonusvereinbarungen laut Kienbaum im Durchschnitt nur auf Mehreinnahmen von 80.000 Euro.
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