Bilanz 2020
Bayer kürzt Dividende nach Milliardenverlust durch Glyphosat
Bayer packt die Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat in die Bilanz des Corona-Jahres 2020. Zusätzlich belasteten Abschreibungen und Wechselkurseffekte.
Veröffentlicht:Bilanz von Bayer für das Jahr 2020
- Umsatz: 41,4 Mrd. Euro
- Gewinn: -10,5 Mrd. Euro
- Top 3 Pharma-Produkte: Xarelto™ (4,5 Mrd. Euro) Eylea™ (2,5 Mrd. Euro) Mirena™ u.a. (1,1 Mrd. Euro)
- Börsenwert: 52 Mrd. Euro
Leverkusen. Nachdem die in den USA anhängigen Glyphosat-Klagen 2019 das Nachrichtengeschehen des Bayer-Konzerns überschatteten, war es 2020 die Ertragslage, die massiv unter Rückstellungen für Vergleiche zu leiden hatte. Zusätzliche Wertberichtigungen auf Teile des Agrargeschäfts ließen vor Zinsen und Steuern (EBIT) 16,2 Milliarden Euro Verlust auflaufen. Steuervorteile sowie 5,2 Milliarden Euro aus der Veräußerung der Veterinärsparte an den US-Konzern Elanco minderten den Verlust schließlich auf knapp -10,5 Milliarden Euro (Vorjahr: +4,1 Mrd.).
Den Konzernumsatz drückten 2020 vor allem negative Währungseffekte, die sich auf 1,9 Milliarden Euro beliefen, wie Bayer-Chef Werner Baumann am Donnerstag zur Bilanzvorlage berichtete. Demnach verringerten sich die Gesamteinnahmen um fünf Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Währungsbereinigt hätte sich den Angaben zufolge ein leichter Zuwachs um 0,6 Prozent ergeben.
Zwei Milliarden für die Aktionäre
Operativ steht Bayer allerdings besser da, als es die ausgewiesenen Zahlen vermuten lassen. Bereinigt um die genannten außerordentlichen Aufwendungen habe das Betriebsergebnis (EBITDA) mit 11,5 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau gelegen – „trotz der Währungseffekte, trotz Umsatzausfällen im Zusammenhang mit COVID und trotz erheblicher Preiseinbußen bei zwei unserer Pharmaprodukte in China“, wie Baumann betonte. „Zur Erinnerung: Das war 2019 der höchste Wert, der jemals bei Bayer erzielt wurde. Auch daran sieht man, wie robust unsere Geschäfte sind.“
Die Aktionäre sollen trotz des dicken Minus‘ in der Bilanz zwei Euro je Aktie – und damit in Summe rund zwei Milliarden Euro – Dividende erhalten (Vorjahr: 2,80 Euro). Damit wird die frühere Zusage bestätigt, langfristig pro anno zwischen 30 und 40 Prozent des bereinigten Gewinns je Aktie auszuschütten.
Zum Stand der Dinge in Sachen Glyphosat-Klagen erklärte Baumann am Donnerstag, 90.000 Fälle seien mittlerweile „erledigt“, weitere 35.000 Fälle noch offen, wobei man auf gutem Weg sei, auch hier Einigungen zu erzielen. Die bisherigen Rückstellungen deckten sämtliche dieser Fälle ab, so dass daraus keine weiteren Belastungen zu erwarten seien.
Einigung auf künftige Vergleiche
Darüber hinaus habe sich Bayer mit Klägeranwälten auf ein Prozedere geeinigt, wie mögliche künftige Klagen gehandhabt und beigelegt werden sollen. Ende März werde der kalifornische Bezirksrichter Richter Vince Chhabria den Vorschlag prüfen.
Zur Geschäftsentwicklung 2020: Mit Saatgut und Agrochemikalien („Crop Science“) erwirtschaftete Bayer 18,8 Milliarden Euro (-5,0 Prozent). Mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln („Pharmaceuticals“) wurden 17,2 Milliarden Euro (-4,0 Prozent) erlöst. Vor allem die Geschäftsfelder Augenheilkunde und Frauengesundheit seien von pandemiebedingt rückläufigen Fallzahlen getroffen worden, heißt es. Bayers Hauptprodukt, der noch bis 2023 in der EU und bis 2024 in den USA patentgeschützte Gerinnungshemmer Xarelto™ (Rivaroxaban), spielte 4,5 Milliarden Euro ein (kursbereinigt +12 Prozent). Die Sparte „Consumer Health“ (OTC- und Nahrungsergänzungsmittel) profitierte einerseits von wachsender Sorge um die eigene Gesundheit. Andererseits blieben der allgemeinen Hygienemaßnahmen wegen Produkte der Allergie- und Erkältungsrange in den Regalen liegen. Per Saldo kletterten die Verkäufe aber um fünf Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro.
Für 2021 lauten die Umsatzerwartungen des Konzernchefs wechselkursbereinigt auf plus drei Prozent. Das EBITDA soll vor Sondereinflüssen in etwa stabil bleiben und zwischen 11,2 und 11,5 Milliarden Euro erreichen.