Hamburg

Buttersäure-Anschlag auf Arztpraxis

Ein Unbekannter hat am Freitag eine Hamburger Arztpraxis mit Buttersäure angegriffen. Drei Personen wurden verletzt. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.

Von Dirk Schnack Veröffentlicht:
Im Zuge eines Notfalleinsatzes mussten mehrere Personen nach dem Buttersäureanschlag in Hamburg versorgt werden. (Symbolbild)

Im Zuge eines Notfalleinsatzes mussten mehrere Personen nach dem Buttersäureanschlag in Hamburg versorgt werden. (Symbolbild)

© Jörg Hüttenhölsche/stock.adobe.com

Hamburg. Auf die Praxis des Allgemeinmediziners Mustafa Yoldas in Hamburg-Altona wurde ein Buttersäure-Anschlag verübt.

Die Polizei fahndet in Zusammenhang mit dem Anschlag nach einem Mann, der die Praxis vermummt betreten und mittels der Säure Atemwegsreizungen bei mehreren Personen hervorgerufen hatte.

Die drei betroffenen Mitarbeiterinnen und eine Patientin mussten nach Polizeiangaben vor Ort rettungsdienstlich versorgt werden. Der Hamburger Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen. Nach ersten Erkenntnissen ist ein politischer Hintergrund nicht auszuschließen.

Der türkische Praxisinhaber war 20 Jahre lang Vorsitzender des Hamburger Islamverbandes Schura – ein Zusammenschluss islamischer Moscheegemeinden, Verbände und Vereine in der Hansestadt.

Dieses feige Attentat erreicht jetzt eine Dimension, die ich nicht mehr unter ‚politische Auseinandersetzung‘ zählen würde, sondern als einen abgemilderten terroristischen Anschlag.

Mustafa Yoldas, Allgemeinarzt

Mustafa Yoldas hat seinen Praxisstandort in der Großen Bergstraße in Hamburg-Altona. Dort sind mehrere Praxen ansässig, die von türkischen oder türkisch-stämmigen Ärzten geführt werden. Der Anteil an Patienten ausländischer Herkunft ist hoch.

Besorgniserregende Entwicklung

Yoldas, der sich nach eigenen Angaben zum Tatzeitpunkt in Istanbul befand, sprach über Facebook von einem „feigen Attentat“ und einem „abgemilderten terroristischen Anschlag“, der mit rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden müsse. Andernfalls könne eine weitere Eskalation drohen, befürchtet der Hausarzt. „Wer will ausschließen, dass mir und meinem Team nicht noch eine brutalere Aktion bevorsteht?“

Yoldas betonte in seiner öffentlichen Stellungnahme in dem sozialen Netzwerk außerdem, dass in seiner Praxis jeder Patient unabhängig von seiner ethnischen oder religiösen Herkunft freundlich behandelt werde, wenn dieser sich „anständig“ verhalte.

Sich selbst beschreibt der Arzt als einen Menschen, der sich humanitär engagiert und der sich „stets für den interreligiösen und interkulturellen Dialog und die Völkerverständigung eingesetzt“ habe.

„Wir vernehmen, dass die Hemmschwelle zur Ausübung von Gewalt immer niedriger wird und diese Entwicklung erfüllt uns mit Sorge“, kommentierte die Schura den Anschlag.

Keine Resignation

Wie Hamburger Medien berichten, hatte Yoldas im vergangenen Jahr für Empörung gesorgt, als er in sozialen Netzwerken einen Angriff des türkischen Militärs in Syrien gelobt hatte. Er hatte sich daraufhin für diese Aussagen entschuldigt, seine Ämter ruhen lassen und war nicht mehr zur Wiederwahl angetreten.

Seine Meinung will er aber weiterhin öffentlich vertreten: „Schweigen und Resignation sind keine Option für mich. Ich werde meinen Prinzipien treu bleiben, für die ich mich drei Jahrzehnte einsetzt habe, wenn auch manchmal für manche Zeitgenossen auf eine unbequeme Art und Weise.“

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 16.10.201911:02 Uhr

Lieber Kollege Adolf Göttker

ich weiß nicht, ob Ihnen das Grundgesetz unserer Bundesrepublik Deutschland im Wortlaut bekannt ist. Deswegen zitiere ich
"Art. 3...(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden..."
https://dejure.org/gesetze/GG/3.html

Dieses Benachteiligungsverbot gilt nicht nur in der gesellschaftspolitischen Debatte, auch wenn ich selbst und andere bei Dr. med. Mustafa Yoldas völlig entgegengesetzter Meinung sind. Von daher sind Anschläge auf Gesundheit und Leben der Betroffenen in seiner Praxis strafrechtlich zu verfolgende Tatbestände.

Im Fall des Anschlags auf die Praxis des Allgemeinmediziners Dr. med. Mustafa Yoldas in Hamburg-Altona gilt, dass man seine Türkei-freundlichen Positionen zwar kritisieren kann, aber ansonsten zu respektieren hat. Mustafa Yoldas ist von allen seinen Ämtern nach seiner umstrittenen Äußerung zurückgetreten. Zu den Hintergründen:
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article173015643/Mustafa-Yoldas-Schura-Chef-nennt-Tuerkei-Kritiker-Terrorversteher.html

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund




Adolf Göttker 14.10.201916:35 Uhr

Lieber für Frieden einsetzen

Herr Yoldas sollte sich lieber für Frieden überall einsetzen, gerade als Arzt; denn die Kollegen von Ärzte ohne Grenzen müssen wohl auch jetzt wieder die Folgen des türkischen Angriffs in Syrien mit ihrem Einsatz für die Betroffenen unter Lebensgefahr ausbaden.
Das heißt aber nicht, dass ich den Anschlag auf seine Praxis in Ordnung finde.
Adolf Göttker

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