Celesio nimmt Abschied von DocMorris

Vor fünf Jahren übernahm Celesio die Internetapotheke DocMorris. Bei den Apothekern hat sich der Stuttgarter Pharmahändler damit wenig Freunde gemacht. Jetzt will der Konzern die Niederländer wieder loswerden.

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DocMorris-Apotheke: Bald nicht mehr bei Celesio zuhause.

DocMorris-Apotheke: Bald nicht mehr bei Celesio zuhause.

© Marijan Murat / dpa

STUTTGART (cw). Verkaufsabsichten kursierten gerüchteweise schon länger. Vorigen Herbst hatte Celesio-Chef Markus Pinger angekündigt, im Jahresverlauf 2012 über die Zukunft der Heerlener Versandapotheke DocMorris im Celesio-Konzern entscheiden zu wollen.

Dabei hatte er auch eine endgültige Trennung von der Marke nicht ausgeschlossen. Zur Celesio-Bilanzvorstellung am Dienstag in Stuttgart bestätigte Pinger, dass DocMorris verkauft werden soll.

Man wolle "völlig unbelastet von diesem Konflikt" ein europäisches Apothekennetzwerk aufbauen, begründet Pinger die Entscheidung. Damit spielt er auf den Imageschaden an, den sich Celesio durch die DocMorris-Akquise im April 2007 bei seinen deutschen Apotheken-Kunden eingehandelt hatte.

Das habe "spürbar Marktanteile und Ergebnis gekostet", so Pinger. Auch eine Integration von DocMorris in die geplante Großkooperation käme nicht in Frage.

Bis 2014 will Celesio mit den derzeit 2300 eigenen sowie weiteren rund 4500 selbstständigen Partner-Apotheken, die sich heute schon in Celesio-nahen Allianzen befinden, ein europaweit aufgestelltes Apothekennetzwerk schmieden.

Den Apothekern verspricht Celesio dadurch Einkaufsvorteile und neue Dienstleistungsangebote für Endkunden, sich selbst Wachstumschancen im Einzelhandel bei vergleichsweise ressourcenschonendem Kapitaleinsatz.

Erleichterung bei DocMorris

Für DocMorris könnte die Trennung von Celesio eine Befreiung werden. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Geschäftspolitik der Niederländer seit dem von Pinger ausgerufenen Strategiewechsel - Konzentration auf Kernkompetenzen statt Diversifizierung - mit angezogener Handbremse fährt.

Nach Aussage eines Insiders wurde die Konzernentscheidung in Heerlen mit Erleichterung aufgenommen. Unter der Ägide eines Finanzinvestors - DocMorris gilt als profitabel und wachstumsstark, 2011 stieg der Umsatz um 16 Prozent - ließe sich wieder offensiver im Wettbewerb agieren.

Vor fünf Jahren soll Celesio für DocMorris rund 200 Millionen Euro gezahlt haben. Aktuell erwirtschaften die Niederländer etwa 330 Millionen Euro Jahresumsatz. Der Exit dürfte für Celesio also kein Verlust werden.

Definitiv abgeben will der Konzern zudem die Pharma-Dienstleister Pharmexx (Leasingaußendienst) und Movianto (Logistik). Auch das war seit langem erwartet worden.

Celesio 2011: Schärferer Wettbewerb und die Finanzkrise haben den Konzernumsatz um etwas mehr als ein Prozent auf 23 Milliarden Euro zurückgehen lassen.

Anlaufverluste neuer Apotheken in Schweden, Kosten für ein Effizienzprogramm sowie Abschreibungen drückten den Gewinn vor Steuern um 75 Prozent auf 104 Millionen Euro. Netto wurden daraus sechs Millionen Euro; im Vorjahr waren es 265 Millionen Euro.

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