Telematikinfrastruktur

Chaos Computer Club fordert neue Prozesse für Kartenausgabe

Sicherheitsexperten des Chaos Computer Clubs haben beim eigenen Kongress Sicherheitslücken bei der Ausgabe von Heilberufeausweisen, Praxiskarten und Gesundheitskarten aufgedeckt. Nun fordert der CCC Gegenmaßnahmen.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Leipzig. Ein Praxisausweis ohne Identifikation des Antragsstellers, eine neue Gesundheitskarte ohne Prüfung nur auf Meldung einer Adressänderung hin oder ein Arztausweis ohne Nachweis der Identität: Die vom Chaos Computer Club (CCC) aufgedeckten Sicherheitsprobleme für die Telematikinfrastruktur basieren nicht auf technischen Sicherheitslücken.

Vielmehr sind sie auf Organisationsmängel bei den jeweils zuständigen Institutionen zurückzuführen, also bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beziehungsweise den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in Bezug auf den Praxisausweis (SMC-B), bei den Krankenkassen für die Gesundheitskarten der Versicherten und bei den Landesärztekammern, die die Ausgabe der Arztausweise verantworten.

Das hat der CCC-Kongress des Chaos Computer Clubs in Leipzig zwischen den Jahren gezeigt. Die eigentlichen Sicherheitsanker der Telematikinfrastruktur (TI), die Karten zur Authentifizierung ihrer Nutzer, funktionieren nicht, wenn die Prozesse ihrer Ausgabe nicht so abgesichert sind, dass nur berechtigte Personen in ihren Besitz kommen.

Als Konsequenz aus den entdeckten Sicherheitslücken hat der CCC jetzt einen Forderungskatalog zur „schnellen Genesung“ des deutschen Gesundheitswesens aufgestellt:

  • Zur Schadensbegrenzung empfiehlt der CCC der Betreibergesellschaft gematik, genau zu prüfen, inwieweit unberechtigte Zulassungen entzogen und falsch ausgestellte Zertifikate zurückgenommen werden müssen.
  • Neuaufstellung der Ausgabeprozesse: Die Beantragung, die Identifikation der Antragsteller und die Ausgabe der Karten (Gesundheitskarte, Praxisausweis, Heilberufeausweis) müssen entsprechend dem Schutzbedarf von Gesundheits- und Sozialdaten durchgeführt werden, das heißt, wesentlich besser als bisher abgesichert werden.
  • Gesundheitskarte: Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sollte als vollwertiger Identitätsnachweis eingesetzt werden.
  • Kontrolle der Umsetzung: Die Neuplanung und saubere Implementierung der Prozesse, die zur Ausstellung von eGK, HBA und SMC-B führen, sowie die Umsetzung sollten gut kontrolliert werden.
  • Organisierte Verantwortung statt organisierter Verantwortungslosigkeit: Der CCC fordert außerdem eine unabhängige zentrale Stelle, die für die Informationssicherheit der Telematikinfrastruktur verantwortlich ist. Diese Stelle sollte Prozesse nicht nur vorgeben, sondern – anders als bisher – auch ihre ordnungsgemäße Umsetzung unabhängig prüfen.

Die gematik hatte bereits vor Weihnachten, als die Schwachstellen vom CCC aufgedeckt wurden, die Ausgabe der Praxiskarten gestoppt, die in Zukunft den Zugang zur elektronischen Patientenakte gewährleisten werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

hatte zwischen den Jahren darauf hingewiesen, dass sie froh sei, dass die Schwachstellen bereits jetzt aufgedeckt worden seien. Denn bislang sei das Missbrauchspotenzial noch sehr gering, da noch keine medizinischen Daten über die TI laufen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Belastungsfähigkeit verbessern

Regelmäßig in die Sauna – hilft das bei Herzinsuffizienz?

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken