Finanzen
Cybersecurity – Neuer Mega-Anlagetrend?
Hacker-Attacken zwingen Unternehmen zu milliardenschweren Investments in Schutzprogramme. Das gibt Aktien von Softwarefirmen deutlichen Schub.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Für die Hacker des Chaos Computer Clubs war es ein Kinderspiel, die von mehreren Bundesländern eingesetzte Software PC-Wahl zur Übertragung der Stimmauszählungen aus den Wahllokalen zu manipulieren. Einzelnen Parteien und sogar Kandidaten konnten problemlos Stimmen zugeschanzt oder abgezogen werden.
Die Tat, vorgenommen kurz vor der Bundestagswahl, war zwar nur eine Demonstration vor Journalisten. Der Chaos Computer Club mit Sitz in Hamburg versteht sich als Nichtregierungsorganisation zur Förderung der Sicherheit im Internet. Die Präsentation genügte jedoch, um Wahlleiter von Bund und Ländern aufzuschrecken. Zusätzlich zur elektronischen Datenübertragung wurden die Ergebnisse der einzelnen Wahllokale sicherheitshalber auch noch telefonisch weitergeleitet.
Der Vorgang zeigt eindrucksvoll, wie anfällig moderne IT-Systeme für externe Attacken sind. Und diese häufen sich stetig. "Hacker-Attacken nehmen rasant zu", sagt Christian Fischl, Geschäftsführer der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. Der jüngste große Angriff mit der Erpressersoftware WannaCry blockierte 200.000 Rechnersysteme von mehr als 10.000 Unternehmen und Organisationen in 150 Ländern. Um wieder Zugriff zu ihren Daten zu erlangen, sollten die Attackierten immense Beträge in Form der Cyberwährung Bitcoin zahlen.
Schäden in Milliardenhöhe
Bislang versuchen sich Unternehmen und Regierungsbehörden mit einfachen Anti-Virenprogrammen gegen Angriffe aus dem Internet zu schützen. Doch das genügt längst nicht mehr. "Vergangenes Jahr entstanden weltweit Schäden in Höhe von mehr als 500 Milliarden US-Dollar durch Hackerangriffe", sagt Fischl. "Viele Unternehmen weisen der IT-Sicherheit noch nicht die hohe Prioritätsstufe zu, die ihr gebührt", sagt Patrick Kolb, Fondsmanager der Schweizer Großbank Credit Suisse. Das Ausmaß der Attacken zwinge Wirtschaft und Politik weltweit, Milliardenbeträge in die Cyber-Sicherheit zu investieren, sagt Fischl. Anleger könnten davon profitieren, in dem sie Aktien börsennotierter Unternehmen erwerben, die Schutzprogramme herstellen. "Sicherheit wird der neue Mega-Anlagetrend."
Deren Aktienkurse haben sich bereits zuletzt besser entwickelt als der breite Markt. Während der deutsche Leitindex Dax in den vergangenen zwölf Monaten um rund 18 Prozent und der US-Index S&P 500 um 15 Prozent stieg, gewannen die Papiere der amerikanischen IT-Sicherheitsspezialisten Symantec und Qualys in dieser Zeit knapp 24 sowie 31 Prozent.
Allerdings ist es für Privatanleger schwierig, herauszufinden, welche der Unternehmen bei der Entwicklung der Programme die Nase vorn haben und sich die größten Marktanteile sichern können. Fischl rät deshalb, zu Fonds zu greifen, die sich auf das Thema Sicherheit fokussieren.
Die meisten Fonds investieren dabei nicht nur in IT-Sicherheitsfirmen, sondern erwerben auch Aktien von Unternehmen, die in anderen Wirtschaftszweigen Sicherheit schaffen. So hält der Pictet Security Fund auch Papiere des auf Präzisionslaborgeräte spezialisierten US-Herstellers Thermo Fisher Scientific und des auf Kreditkarten-Sicherheit fokussierten US-Unternehmens Total System Services. Der Global Security Equity Fund der Credit Suisse wiederum hat in seinem Portfolio auch Aktien von Eurofins Scientific, einem führenden Entwickler von Lebensmitteltests, sowie von Wabtec, einem Spezialisten für Transportsicherheits-Lösungen.
ETF als Alternative
"Sicherheit ist ein langfristiger struktureller Trend", sagt Fondsmanager Kolb – und sei nicht allein auf den Schutz von Hackerangriffen begrenzt. Anleger, die sich den bei Fonds anfallenden Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent sparen wollen, können Anteile direkt an der Börse erwerben. Als Alternative könnte auch der passiv gemanagte börsennotierte Indexfonds ISE Cyber Security Go UCITS in Betracht kommen, bei dem kein Ausgabeaufschlag anfällt. Allerdings ist die Verwaltungsgebühr von 0,75 Prozent für einen nicht aktiv gemanagten Fonds sehr hoch. Zudem hat dieser Indexfonds in den vergangenen zwölf Monaten nur eine unterdurchschnittliche Performance von 3,4 Prozent eingefahren.