Ländervergleich

Dänemark bleibt E-Akten-Europameister

Dänemark, Finnland und Schweden machen vor, wie E-Patientenakten zu einer Erfolgsgeschichte werden können. Deutschland rangiert im 20-Länder-Vergleich im hinteren Mittelfeld. Eine Besserung ist (noch) nicht in Sicht.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Die elektronische Patienten-Akte auf Knopfdruck – das klappt so leicht nicht.

Die elektronische Patienten-Akte auf Knopfdruck – das klappt so leicht nicht.

© momius / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Die nahezu vollständige Abdeckung mit Breitbandinternet und eine hohe Internetaffinität der Bevölkerung sind zwei wesentliche Stellschrauben, an denen Staaten drehen können, um die viel diskutierten elektronischen Patientenakten (ePA) zu einer Erfolgsgeschichte zu führen.

Das zeigt das Beispiel der skandinavischen Länder Dänemark, Finnland und Schweden, die aktuell die ePA-Speerspitze im 20-Länder-Vergleich der Münch-Stiftung bilden.

Grundlage der Bewertung ist die vor zwei Jahren durch die inav GmbH im Auftrag der Stiftung kreierte "European Scorecard zum Stand der Implementierung der elektronischen Patientenakte auf nationaler Ebene", die sich an den Vorreiterländern wie Dänemark oder Israel orientiert.

Dänemark verteidigte dabei im Zweijahres-Vergleich seine Pole-Position, Finnland fällt vom geteilten ersten Platz auf den zweiten zurück – dort findet sich auch Schweden, das sich um einen Rang verbessert hat.

Das positivere Abschneiden Spaniens auf Rang vier begründe sich insbesondere auf der mittlerweile guten Verbreitung der ePA im Gesundheitswesen.

So verwendeten gegenwärtig nahezu alle Hausärzte eine ePA und von diesen wiederum über die Hälfte diese zur Rezeptausstellung. Ebenso verwendeten etwa 70 Prozent der spanischen Fachärzte eine ePA.

Glasfaser: Eher Vision als Mission

Deutschland, das sich just auf die Fahne geschrieben hat, weltweit führender Standort für Forschung und Anwendung Künstlicher Intelligenz – auch im E-Health-Kontext – zu werden, sieht laut der Analyse eher alt aus.

Rang 13 belegt das Land der Dichter und Denker – 2016 war es noch der elfte Platz. Bedenkt man alleine die Rahmenbedingungen, die in Skandinavien zum Erfolg der ePA führten, so fällt die Prognose für Deutschland schlecht aus.

Der seit Jahren ungeklärten Finanzierungsfrage geschuldet, ist ein rascher und vor allem flächendeckender Breitbandausbau – Grundlage einer effektiven und den medizinischen Versorgungsalltag vor allem im ländlichen Raum entlastenden Telemedizin – eher eine Vision als eine Mission.

Und die Aussichten für Deutschland sind düster. Denn: "Deutschlands relative Position im Ranking verschlechterte sich um zwei Plätze, da es von anderen europäischen Ländern überholt wurde und sich im Vergleich zur Untersuchung von 2016, außer einer Verbesserung des Breitbandinternetangebots, nicht viel verändert bzw. gebessert hat", heißt es in der Analyse.

Die Bundesrepublik habe nur knapp ein Abrutschen in die rote, wenig fortgeschrittene Gruppe verhindert.

"Deutschland ist demnach noch weiter davon entfernt, zu den sehr fortgeschrittenen Ländern aufzuschließen", steht es weiter geschrieben. Obwohl es sehr gute infrastrukturelle Voraussetzungen gebe, wiesen Indikatoren der Teilkategorien Nutzung und Implementierung sowie Inhalte und Funktionen der ePA in Deutschland nicht darauf hin "– wie seitens Politik und Selbstverwaltung erhofft –", dass sie weit verbreitet und implementiert würden.

"Zeit von Denkverboten ist vorbei"

Zwar bemängeln die Studienautoren, dass in puncto elektronischer Gesundheitskarte seitens der Betreibergesellschaft gematik noch nicht wirklich der große Wurf gelungen ist.

Hoffnung in puncto Digitalisierung des Gesundheitswesens im Allgemeinen und der ePA im Speziellen hegen sie aber mit dem gegenwärtigen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der sich öffentlich als ungeduldiger Treiber in puncto E-Health positioniert hat.

"Wie es scheint, ist also die Zeit von Denkverboten in Sachen ePA seitens der deutschen Politik vorbei – insbesondere mit Blick auf die skandinavischen Länder ein längst überfälliger Schritt im deutschen Gesundheitswesen", schreiben die Studienautoren.

Mit Skepsis sehen sie die kassenseitige Entwicklung, eigene ePA anzubieten, wie dies die Techniker Krankenkasse mit ihrer Lösung "TK Safe" und die AOK sowie eine Kassen- und PKV-Allianz mit "Vivy" vorexerzieren.

"Obwohl sowohl gesetzlich als auch in Form von Interessensbekundungen seitens der Selbstverwaltungspartner ein Top-Down-Ansatz und, wie aktuelle Umfragen zeigen, eine große Akzeptanz der ePA von Seiten der Versicherer vorhanden ist, kann gegenwärtig beobachtet werden, dass nur einige Kostenträger eigeninitiativ ePA in Form sogenannter ‚Insellösungen‘ vorantreiben und damit eher einem Bottom-up-Ansatz folgen", heißt es.

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